Aktien, Anleihen

Unternehmensgewinne in Europa und den USA

Inzwischen liegt die Eurozone beim BIP-Wachstum im 4. Quartal 2017 vor den USA. Doch auch beim Gewinnwachstum können die Firmen aus der Eurozone mit den US-Unternehmen mithalten.

Zuletzt berichtete ich hier in der Börse-Intern  am 16. Januar über die Gewinnerwartungen für die Unternehmen aus dem S&P 500. Damals rechneten die Analysten mit einem Gewinnwachstum von 10,5 % für das 4. Quartal 2017 und mit einem Wert von 9,5 % für das gesamte Jahr 2017. Die Prognose für das Gesamtjahr 2018 liegt für den S&P500 bei 13,1 %.

Für die Eurozone sieht das Gewinnwachstum in 2017 nach Analystenschätzungen mit insgesamt +10 % sogar noch etwas besser (S&P 500 +9,5 %). Und auch für das laufende Jahr 2018 sehen die Gewinnaussichten gut aus. Denn aktuell prognostizieren die Analysten ein Gewinnwachstum von rund 9%. Damit liegen die Erwartungen für die Unternehmen der Eurozone allerdings unter denen der S&P 500-Unternehmen (+13,1%). Jedoch werden die Prognosen für den S&P 500 noch im Laufe der Zeit oftmals noch nach unten angepasst.

Bestwerte für deutsche Unternehmen

Ähnlich stark präsentierten sich auch die deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr. So erhöhte sich laut einer Auswertung des Beratungsunternehmens EY der Gesamterlös der 100 umsatzstärksten börsennotierten Konzerne aus Deutschland in den ersten neun Monaten 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 7 % und erreichte so den Bestwert von 1,25 Billionen Euro. Noch stärker stieg der operative Gewinn (EBIT) auf 109 Milliarden Euro (+21%) und auch für das 4. Quartal rechne ich mit ähnlich positiven Zahlen.

Schere zwischen Euro-Aktien und US-Aktien geht weiter auf

Doch trotz der (noch) etwas besseren Gewinnerwartungen der US-Unternehmen aus dem S&P 500 für das Jahr 2018 im Vergleich zu den Eurozonen-Unternehmen, kommt die Bewertungsanalyse für den deutschen Leitindex DAX und sein europäisches Pendant Euro STOXX 50 in fast allen Punkten zu einem klar besseren Ergebnis als für die US-Indizes. Denn die Unternehmensgewinne stiegen und steigen zwar jeweils, nicht aber die Bewertungen.

Durch die frühzeitige Einpreisung der Steuerreform in den US-Märkten stiegen die Aktienkurse dadurch stärker als die Unternehmensgewinne. Das Ergebnis ist eine noch höhere Bewertung, die das bereits relativ hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) noch weiter ansteigen lässt.

Anders sah es da bei den europäischen Indizes aus. Hier sorgten die Dividenden für eine zweistellige Wertentwicklung beim Gesamtindex. Ohne diese lag die gesamte Kursentwicklung unterhalb des Gewinnwachstums. Damit reduzierten sich KGV-Bewertungen hier sogar.

Bewertungsabschlag für Europa

Zur besseren Veranschaulichung ist die folgende Grafik der Deutschen Bank gut geeignet. Hier sieht man die Wertentwicklung der jeweiligen Aktienmärkte (graue Balken) gegenüber ihren Treibern dargestellt. Das sind die Gewinnentwicklung (blau), die Bewertungsänderung (orange) und die Dividenden (grau).

Aktien 2017: Wertentwicklung und Treiber

An den orangenen Balken der Grafik erkennt man den Bewertungsaufschlag in den USA (und in den Schwellenländern) in 2017. Gleichzeitig sind die Aktien in Europa (und Japan), gemessen am KGV, günstiger geworden, da hier die Unternehmensgewinne stärker gestiegen sind als die Aktienkurse. Dadurch entwickelte sich bei den Euro-Aktien ein besonderes Aufholpotential.

Fazit

Mit 13,1 % liegen die Gewinnerwartungen für die Unternehmen aus den USA etwas über denen der europäischen Unternehmen (+9,5 %). Entsprechend ist ein leichter Bewertungsaufschlag durchaus gerechtfertigt. Dieser dürfte allerdings schon mit der Outperformance der US-Aktien in 2017 mehr als eingepreist sein. Im Gegenzug führte die schwache Kursentwicklung im Zusammenspiel mit hohen Gewinnen zu einem Bewertungsabschlag, der ein Nachholpotenzial bietet und damit besondere Kurschancen eröffnet.

Somit bestärkt auch meine heutige Analyse meine Ansicht, dass man Euro-Aktien gegenüber US-Aktien bevorzugen sollte. Weiterhin halte ich die Aktienmärkte für bullish, sehe aber die charttechnische Übertreibung in den US-Indizes wie Damoklesschwert über den Märkten hängen. Sollte man also neue Engagements eingehen wollen, ist es ratsam einer stärkere Korrektur mit einzukalkulieren.

 Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage

Ihr
Sven Weisenhaus

 (Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 01.02.18 11:08 Uhr