Aktien, Anleihen

Ist der Konjunkturaufschwung an seinem Zenit angelangt?

Nach einem leichten Rücksetzer im Dezember auf 117,2 Zähler steht das ifo-Geschäftsklima (schwarz im folgenden Chart) nun im Januar wieder auf dem Rekordniveau vom November auf 117,6 Punkten.

ifo-Geschäftsklima

Der Grund hierfür ist eine deutlich bessere Einschätzung der aktuellen Situation. So erreichte auch der Lageindex (blau) ein weiteres Mal ein neues Rekordhoch. Dagegen verschlechterten sich die Erwartungen für die nächsten sechs Monate (grün) zum zweiten Mal in Folge von 109,4 auf 108,4, bleiben aber weiterhin auf einem hohen Niveau.

Ist der Aufschwung bald vorüber?

Kurzfristig hatten aber sowohl die vorangegangenen Stimmungsindikatoren (ZEW-Index, Einkaufsmanagerindizes) als auch das ifo-Geschäftsklima kaum einen Einfluss auf die Börsenkurse, da sie nur eine Bestätigung der aktuellen Situation und der Markterwartungen sind. Insgesamt kann man dies als positiv werten. Jedoch sieht es langsam so aus, dass manchen Unternehmen inzwischen die Fantasie für weitere Verbesserungen ausgeht. Dies ist ein Hinweis auf das baldige Erreichen des Gipfels des aktuellen konjunkturellen Aufschwungs.

Der DAX zeigt uns eine mögliche Zukunft

Dazu passt auch die anhaltende Schwäche im DAX, der eigentlich schon seit dem Sommer 2017 nicht mehr wirklich vorankommt. Es wurden zwar noch neue Allzeithochs markiert, eine nachhaltiger Aufwärtstrend blieb aber aus. Im Gegenteil, die Kurse sind wieder gefallen und übrig bleibt uns nur ein erneuter Fehlausbruch (siehe rote Ellipsen im Chart).

DAX - Target-Trend-Analyse

Es besteht derzeit sogar die Gefahr, dass der DAX wieder bis an das untere Ende der Broadening-Formation (gelbe Linien) zurückfällt. Die obere Begrenzung der ehemaligen Seitwärtsrange (gelbes Rechteck) wurde am Donnerstag bereits erreicht. Der Kurs konnte sich hier dann aber wieder stabilisieren und nun tobt der Kampf um die Rechteckgrenze bei 13.300 Punkten. Falls die Bären siegreich vom Feld gehen und der DAX in die Seitwärtsrange zurückrutscht, wäre dies das nächste bearishe Signal.

Fallen die Kurse sogar noch weiter, könnte die Börse damit das mögliche Ende des Aufschwungs in Deutschland bereits einpreisen mit den üblichen einigen Monaten Vorlauf. (Die Börse nimmt den wirtschaftlichen Verlauf ca. sechs bis neun Monate vorweg)

Ein sehr frühzeitiges Gedankenspiel

Diese Überlegungen sollten Sie aber nur als sehr frühzeitiges Gedankenspiel wahrnehmen. Schließlich müssen wir erst noch die weiteren ifo-Daten (insbesondere die Erwartungskomponente) der nächsten (zumindest zwei) Monate und den DAX-Verlauf in dieser Zeit abwarten.

Aber bloß keine Panik. Ich spreche ja nur vom Ende des Aufschwungs. Auf diesem folgt im Konjunkturzyklus in der Regel noch die Boom-Phase. Diese könnte dann noch eine Weile weiter laufen und erst anschließend in einen Abschwung übergehen.

Konjunkturzyklus

Wahrscheinlichkeit einer breiten Seitwärtsbewegung im DAX steigt

Einen solchen Abschwung dürfte sich aber auch im DAX ebenfalls einige Monate vorher ankündigen. Wenn Sie sich erinnern, schrieb ich bereits schon recht früh im vergangenen Jahr, dass ich im DAX mit einem langsamen Auslaufen der Aufwärtstrends sowie einem Übergang in eine breite Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau rechne (siehe zum Beispiel Börse-Intern vom 12.09.2017). Nun steigt die Wahrscheinlichkeit meiner Prognose, durch den seit Juni-Hoch nur noch schleppend fortbewegenden DAX.

US-Wirtschaft beginnt zu schwächeln

Zudem würden auch die aktuellen Konjunkturdaten aus den USA ins Bild passen. So scheint die US-Wirtschaft langsam an Fahrt zu verlieren, während sich in der Eurozone für die kommenden Monate noch eine Beschleunigung des Wachstumstempos andeutet. Einen Hinweis darauf bieten nicht nur die US-Einkaufsmanagerdaten (siehe Börse-Intern vom 25.01.2018). Durch die (vorläufigen) BIP-Daten aus den USA, nach denen die US-Wirtschaft demnach im vierten Quartal 2017 völlig überraschend „nur noch“ um 2,6 % gestiegen ist, ist eine Verlangsamung bereits Fakt.

Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA

Mit +3,0 % wurde nämlich ein deutlich höherer Wert erwartet.

USA gibt auch beim Konjunkturzyklus den Vorreiter

Zwar laufen Deutschland und die Eurozone mit ihrem Konjunkturzyklus den USA hinterher, aber wenn die US-Wirtschaft zu schwächeln beginnt, wird dies einige Monate später auch die Eurozone treffen. Sollte es in den US-Indizes zu einer stärkeren Gegenbewegung kommen, dürfte dies auch den DAX mit nach unten reißen. Sinkt er im Zuge dessen wieder deutlich unter das Juni-Hoch von 12.951,54 Punkte, könnte das Szenario einer großen Seitwärtsbewegung zwischen ca. 13.500 und 12.000 Punkten Realität werden.

Fazit

Wie aber bereits gesagt, handelt es sich hier um noch sehr frühzeitige Überlegungen. Von Stockstreet sind Sie es aber gewohnt, vor allen anderen über mögliche Entwicklungen informiert zu werden. Und wenn man einen Blick auf die vielen Jahre des aktuellen Konjunkturaufschwungs wirft und sieht, wie lange die dazugehörigen Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten schon anhalten, dann rückt ein Ende dieser Trends im Jahr 2018 durchaus ins Mögliche. Falls der DAX allerdings ein neues Allzeithoch markieren und eine neue dynamische Aufwärtsbewegung nach oben starten kann, bekommt er noch eine Galgenfrist.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage

Ihr
Sven Weisenhaus

 (Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 29.01.18 10:03 Uhr