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Inflation sinkt, (weil) Ölförderung steigt

Nach den Inflationsdaten aus Deutschland wurden gestern auch die ersten Zahlen für den gesamten Euroraum veröffentlicht. Danach ist auch dort die jährliche Inflation erstmals nach zehn Monaten deutlich zurückgegangen, von 2,0 Prozent im Februar auf 1,5 Prozent im März. Dies geht aus einer von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, veröffentlichten Schnellschätzung hervor. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit 1,8 Prozent gerechnet.

Entwicklung der jährlichen Inflationsraten im Euroraum
Entwicklung der Inflation im Euroraum (Datenquelle: tradingeconomics.com)

Basiseffekt läuft aus

Preistreiber Nummer 1 war und ist bislang der Ölpreis. Allerdings fiel der Preisdruck durch die ausgelaufene Erholung des Rohstoffs inzwischen geringer aus. Energie verteuerte sich im März „nur“ noch mit einer Jahresrate von 7,3 Prozent, gegenüber 9,3 Prozent im Februar. Aber auch Lebensmittel (1,8 % gegenüber 2,5 % im Februar) und Dienstleistungen (1,0 % gegenüber 1,3 % im Februar) verteuerten sich nicht mehr so stark wie im Vormonat.

Komponenten der jährlichen Inflation im Euroraum im März 2017
(Quelle: Eurostat)

Ähnlich sehen die Detaildaten für Deutschland aus. Hier kostete Energie „nur“ 5,1 Prozent mehr als im März 2016, nachdem es im Vormonat noch ein Plus von 7,2 Prozent gegeben hatte. Und diese Tendenz dürfte anhalten.

US-Rohölförderung steigt immer weiter

Denn laut US-Energieministerium kletterten die Rohöllagerbestände Mitte März auf ein Rekordhoch von 533,1 Millionen Barrel - und seitdem sind sie weiter gestiegen. Zudem zeigten Daten des Öldienstleisters Baker Hughes am vergangenen Freitag bereits den zehnten Wochenanstieg bei den in den USA aktiven Ölförderanlagen. Deren Zahl hat mittlerweile mit 652 den höchsten Stand seit 1,5 Jahren erreicht. Seit der Ankündigung der OPEC-Förderbremse im vorigen November hat Amerikas Fracking-Branche ihre Förderung um 400.000 Barrel am Tag erhöht. Und bis zum Jahresende soll das Plus 700.000 Fass je Tag oder mehr betragen.

OPEC hält Förderbegrenzung nicht ein

Zudem hat Saudi-Arabien seine Öl-Fördermenge trotz des laufenden Programms zur Produktionskürzung wieder spürbar erhöht - im Februar um durchschnittlich 263.300 Barrel (je 159 Liter) pro Tag. Dies geht aus dem aktuellen Monatsbericht der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) hervor.

Im Januar hatte Saudi-Arabien noch gemeinsam mit anderen wichtigen Ölstaaten wie Russland die Produktion auf täglich 9,8 Millionen Barrel gesenkt. Saudi-Arabien hatte dabei die Produktion sogar stärker als ursprünglich vereinbart gedrosselt und damit geringere Kürzungen anderer Ölnationen ausgeglichen. Doch nun ist die Fördermenge des gesamten Kartells wieder über die Marke von 10 Millionen Barrel pro Tag gestiegen.

Neue Förderbegrenzung diskutiert, aber nicht beschlossen

Erst am vergangenen Wochenende hatte die OPEC vor diesem Hintergrund ihre Mitglieder ermahnt, die beschlossenen Förderkürzungen einzuhalten. Auf dem Treffen von Vertretern der OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten in Kuweit wurden zudem Bedingungen für eine mögliche Verlängerung der Förderkürzungen um weitere sechs Monate ausgelotet. Zu einem konkreten Beschluss haben sich die Ölstaaten auf dieser Sitzung noch nicht durchringen können. Dieser könnte damit nun frühestens auf der nächsten regulären OPEC-Tagung Ende Mai Realität werden.

Ölpreis pendelt um den Zielkurs von 50 USD

Die Erholung der Ölpreise ist längst ausgelaufen und dürfte sich auch auf absehbare Zeit nicht mehr fortsetzen. Stattdessen sollten sich die Ölpreise weiterhin, wie von mir schon seit Monaten erwartet, um den Zielkurs von 50 USD (siehe blaue Linie im folgenden Chart) herum seitwärts bewegen.

Rohöl der Sorte WTI - Chartanalyse

Nach dem Kursrutsch von Anfang März, dessen Gründe ich am 10. März genauer beleuchtet hatte (siehe „Kurseinbruch am Ölmarkt - das sind die Gründe“), kam es inzwischen zu einer Stabilisierung. Geholfen haben dabei Lieferausfälle in Libyen. Dort liegt aktuell die größte Ölpipeline des Landes brach. Dies dürfte aber lediglich zeitweilig die Sorgen der OPEC mindern.

Nachdem der seit Sommer 2016 gültige Aufwärtstrendkanal (grün) gebrochen wurde, hat das Szenario der Seitwärtsbewegung um die Zielmarke von 50 USD weiter Form angenommen. Als Trader kann man diese am besten so ausnutzen, dass man bei Kursen deutlich oberhalb von 50 USD Short-Positionen und bei Notierungen deutlich unterhalb von 50 USD Long-Positionen aufbaut.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 01.04.17 09:38 Uhr