Aktien, Anleihen

DAX-Anleger werden langsam nervöser

Durch die mögliche Topbildung und die aktuelle Schwäche im DAX scheinen die Anleger immer nervöser zu werden. So bekommen wir zurzeit gehäuft Anfragen, wie sich die Lage im DAX fortsetzen wird. Doch leider kann man diese Frage derzeit nicht beantworten, da die Märkte bereits vor wichtigen Marken stehen. Es wird davon abhängen, wie sie sich dort verhalten. Vorgestern gab Torsten Ewert aber schon einige Hinweise, worauf man in den kommenden Tagen achten sollte.

Die saisonal schwächste Börsenphase

Dabei ist eine übermäßige Nervosität aktuell eigentlich gar nicht vonnöten. Denn wir stecken aktuell nun einmal in der saisonal schwächsten Börsenphase. Da sollten Kursverluste nicht für Verwunderung sorgen. Zumal wir dieses Szenario schon mehrfach beschrieben haben - auch im Hinblick auf den 4-Jahres-Präsidentschaftszyklus. Nichtsdestotrotz verursacht die unkalkulierbare Seitwärtstendenz des DAX bei vielen Tradern große Probleme.

Erneute bessere Stimmung in der Wirtschaft

Besonders wenn man bedenkt, dass die Aussichten für die Aktienmärkte immer noch klar positiv sind und die anhaltende Schwäche des DAX vor diesem Hintergrund doch etwas überrascht. Schließlich läuft auch die Weltwirtschaft noch rund und auch das Wachstum zeigt sich solide. Entsprechend wurden auch die ZEW-Konjunkturerwartungen erneut etwas positiver, wenngleich sich der ZEW-Index für Deutschland im September mit -10,6 Punkten noch im negativen Bereich befindet. Von seinem Tiefpunkt aus konnte der Index sich jedoch innerhalb von nur zwei Monaten um 14,1 Punkte erholen.

ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland

Und auch die Stimmung bezüglich der Konjunkturentwicklung in der Eurozone verbesserte sich um 3,9 auf einen Wert von minus 7,2 Punkten. Gleichzeitig stieg der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum um 1,7 Zähler auf einen Wert von 31,7 Punkten.

Dabei kommt mit den Schwellenländerwährungen inzwischen ein neues Problem noch hinzu. Nach dem Fall der türkischen Lira (siehe Börse-Intern vom 10. August) kriseln inzwischen diverse weitere Währungen - zum Beispiel in Argentinien oder Brasilien. Dies hat sich bislang aber eben noch nicht auf die Gewinnentwicklung der hiesigen Unternehmen ausgewirkt und deshalb auch nicht auf die Aktienkurse und die Stimmung der vom ZEW befragten Finanzexperten.

US-Wirtschaft läuft weiter rund

Dasselbe gilt auch besonders für die USA. Denn auch hier zeigt sich die US-Wirtschaft weiterhin besonders stark. Zwar sank der Markit-Einkaufsmanagerindex für das nicht-verarbeitende Gewerbe im August um 1,2 auf 54,8 Punkte, doch er bleibt weiterhin komfortabel oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Für den Index für das verarbeitende Gewerbe mit einem Rückgang von 0,6 auf 54,7 Punkte gilt das Gleiche.

Außerdem stieg der der Einkaufsmanagerindex vom Institute for Supply Management (ISM) für den Dienstleistungsbereich der USA um 0,8 auf 58,5 Punkte an und der für das verarbeitende Gewerbe wuchs sogar um 3,2 auf nun 61,3 Punkte. Damit markiert Letzterer den höchsten Stand seit Mai 2004 (siehe folgende Grafik) und das entspricht nach Angaben des ISM für diesen Monat einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von 5,6 %.

ISM-Einkaufsmanagerindex verarbeitendes gewerbe der USA

US-Indizes zeigen sich robust

Dies dürfte die reale Wachstumsdynamik der US-Wirtschaft überzeichnen, aber dennoch zeigen die Frühindikatoren damit, dass die US-Wirtschaft in einer guten Verfassung ist. Entsprechend gut entwickeln sich auch die US-Indizes, die bislang noch keine neue Korrekturwelle andeuten. Stattdessen stellte sich der Rücksetzer im S&P 500 (siehe auch Börse-Intern vom vergangenen Freitag) bislang als erfolgreicher Test des ehemaligen Allzeithochs heraus (grüner Pfeil im Chart). Und auch die steile Aufwärtstrendlinie (grün) ist nach wie vor intakt.

S&P 500 - Chartanalyse

Auch am Freitag sagte ich Ihnen bereits, dass es keinen Grund gibt, sich verunsichern zu lassen. Die US-Wirtschaft ist in einer exzellenten Verfassung und die US-Indizes stehen noch nahe an ihren Allzeithochs. In der saisonal schwächsten Phase kann es aber auch hier zu Kursrücksetzern kommen. Da es unserer heimischen Wirtschaft etwas an Dynamik fehlt, zeigt sich auch der DAX schwächer. Doch das allein ist noch kein Warnzeichen.

Mögliches Verhalten in dieser Situation

Das einzige Problem: Wenn die erwartete Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau in den US-Indizes einsetzt, bringt dies ein noch größeres Abwärtspotential mit sich - möglicherweise bis zu den Februar-Tiefs. Das dürfte dann auch am DAX nicht spurlos vorübergehen. Bis dato gab es nur moderate Rücksetzer in den US-Indizes. Doch wenn sich hier eine spürbare Abwärtsdynamik aufbaut, muss man mit stärkeren Kursverlusten rechnen – sowohl in den US-Indizes und als auch im DAX. Entsprechend ist in der aktuellen (saisonalen) Phase höchste Vorsicht angesagt.

Wie Sie sich genau im DAX und im Euro STOXX 50 verhalten können, beschrieb ich Ihnen in der vergangenen Woche (siehe „Neues Korrekturtief im DAX - was es nun zu beachten gilt“ und „Wann sich im Euro STOXX 50 ein Long-Trade lohnen kann“). Seither hat sich daran nichts geändert. Sollte sich der Anstieg im S&P 500 auf ein neues Allzeithoch als Bullenfalle herausstellen und es zu einer neuen Korrekturwelle kommen, besteht hier die Möglichkeit kleine Short-Positionen einzugehen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage

Ihr
Sven Weisenhaus

 (Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 12.09.18 10:28 Uhr