METROPOLE Euro, Value Investing

Günstigeres Umfeld für den europäischen Bankensektor

Der Bankensektor hat seit der Finanzkrise einen regelrechten Rentabilitätsschock erlitten. Während der Anstieg der faulen Kredite und der Risikokosten sowie der Rückgang der Kreditnachfrage klassische Bestandteile einer Zyklusumkehr für den Bankensektor sind, stellen die Explosion der regulatorischen Anforderungen sowie ein Umfeld extrem niedriger oder gar negativer Zinsen neuartige Herausforderungen für die europäischen Banken dar. Nach einem schwierigen Jahresauftakt, der den Sektor auf neue Bewertungstiefs drückte, hellt sich die Situation allmählich wieder auf. Die zahlreichen Maßnahmen, die zum beschleunigten Abbau der zweifelhaften Fordrungen getroffen wurden, die beginnende Konsolidierung in einigen Ländern, die bevorstehende Leitzinserhöhung der Fed, die mit einer Versteilerungder Renditekurve einhergeht, sowie eine gewisse Entspannung des Regulierungsdrucks sind positive Elemente für die Branche.

Seit Ende 2008 hat sich der Bankensektor schlechter als die europäischen Indizes entwickelt. Eine Ausnahme bildet lediglich der Zeitraum 2012–13, als die Banktitel eine deutliche Outperformance erzielten. In diesen beiden Jahren verzeichnete der Sektor einen deutlichen Anstieg der Rentabilität, der einerseits niedrigeren Risikokosten und andererseits einer Verringerung der Finanzierungskosten nach dem Systemstress im Sommer 2011 zu verdanken war. Auf der Grundlage dieser ersten Phase der Normalisierung der Rentabilität in Verbindung mit extrem niedrigen Bewertungen hatten wir den Sektor von 2012 bis Mitte 2014 in unseren Portfolios deutlich übergewichtet. Allerdings hat der seit 2014 zu beobachtende Rückgang der langfristigen Zinsen auf noch nie erreichte Tiefstände – wobei die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen sogar unter null fiel – erhöhten Druck auf die Zinsmargen der Banken ausgeübt. Die allmähliche Erholung der Kreditvolumina, die vor dem Hintergrund einer Konjunkturaufhellung seit mehreren Quartalen in Europa zu beobachten ist, hat nicht ausgereicht, um den Margendruck auszugleichen. Es hat die seit 2012 erzielten Rentabilitätsgewinne wieder zunichtegemacht. Dieser Negativfaktor könnte sich jedoch in den kommenden Monaten abschwächen. Auch wenn die EZB ihre expansive Geldpolitik in naher Zukunft nicht ändert, dürften die langfristigen Zinsen in Europa als Folge der US-Leitzinserhöhungen wieder steigen.

Es ist davon auszugehen, dass die US-Notenbank ihren Leitzins aufgrund der sehr guten Verfassung der US-Wirtschaft und der Anzeichen für einen Anstieg der Inflation schon sehr bald weiter anhebt. Der daraus resultierende Anstieg der langfristigen US-Renditen dürfte auch in Europa dazu führen, dass die sich derzeit auf historischen Tiefständen befindlichen langfristigen Zinsen wieder steigen.

Italien zeigt politischen Willen zur Stärkung der Banken

Der beschleunigte Abbau von zweifelhaften Forderungen  in den Bankenbilanzen stellt ein weiteres positives Element für den Sektor dar. Dies gilt vor allem für die italienischen Institute, die wir in unseren Portfolios wie u.a. dem METROPOLE Euro und METROPOLE Selection halten. Der vor kurzem ins Leben gerufene Atlante-Fonds dient in Italien als Garant der Re-Kapitalisierungsmaßnahmen der fragilsten Banken und ermöglicht die Bereinigung der Bilanzen dank des Aufkaufs zweifelhafter Forderungen. Die Überarbeitung des italienischen Konkursrechts unterstreicht ebenfalls den politischen Willen die Restrukturierungen voranzutreiben, um einen Sektor zu stärken, der von großer Bedeutung für die wirtschaftliche Erholung ist. Die Bekanntgabe der Fusion von Banco Popolare und Banca Populare di Milano (BPM) dient dem gleichen Zweck und stellt eine Revolution bei den italienischen Volksbanken dar. Nachdem bereits vor der Krise jahrelang über Reformen diskutiert worden war, werden diese Reformen seit dem vergangenen Jahr endlich in Angriff genommen. Es handelt sich um einen wahren Kraftakt der italienischen Regierung, die letztlich zu einer Konsolidierung der stark fragmentierten italienischen Bankenlandschaft führen dürfte.

Bankensektor biegt auf regulatorische Zielgerade ein

Die Explosion der regulatorischen Anforderungen seit 2008 hat ebenfalls wesentlich zum Druck auf die Rentabilität des Sektors beigetragen und zu einer erheblichen Stärkung der Qualität der Eigenmittel und der Mindestanforderungen geführt.. Der Basler Ausschuss für die Bankenaufsicht hat ein Konsultationspapier veröffentlicht, in dem er neue Regeln vorschlägt, wie die Aktiva der Banken nach Risiken gewichtet werden sollten. Dies hat Auswirkungen auf die Kennziffern der Solvabilität, also die Eigenmittelausstattung der Banken. Der Ausschuss wird seine Prüfung der risikogewichteten Aktiva (Risk Weighted Assets), insbesondere in Bezug auf das Kreditrisiko voraussichtlich bis Ende des Jahres abschließen. Diese Vorschläge sollen zu zuverlässigeren Ergebnissen mit geringeren Unterschieden in der Berechnung zwischen den einzelnen Banken führen. Der Basler Ausschuss bestätigte dabei erneut, dass diese Vorschläge nicht zu einem wesentlichen Anstieg der Eigenkapitalanforderungen führen dürfen. Bestimmte lokale Regulierungsbehörden (wie beispielsweise die französische) haben diese Intention seitdem bestätigt und so die Erwartung bestärkt, dass sich das Regulierungsumfeld zwar auch in den kommenden Monaten weiterentwickeln wird, dass jedoch der wesentliche Teil der Arbeiten in Bezug auf Eigenkapitalanforderungen abgeschlossen scheint.

Der europäische Bankensektor hat im Kielwasser der allgemeinen Aktienmärkte, die sich seit Beginn des Jahres negativ entwickeln, ein neues Bewertungstief erreicht. Mittlerweile sind jedoch positive Signale zu beobachten, die dem Sektor erlauben dürften, wie bereits 2012–13 auf den Pfad einer Normalisierung seiner Rentabilität zurückzufinden. Dies könnte zu einer deutlichen Outperformance führen.

 

@ ad-hoc-news.de | 21.06.16 10:55 Uhr