Aktien, Europa

Aktien Europa: 2015 war ein Jahr des Übergangs

Erst die Sitzung der EZB, jetzt die der Fed, dies sind die letzten wichtigen Termin dieses Börsenjahres. Die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank im Dezember den Leitzins erhöht, ist in den zurückliegenden Wochen gestiegen. Der Beginn einer geldpolitischen Normalisierung jenseits des Atlantiks würde das Ende der Ära der ultralockeren Geldpolitik einläuten, die bereits seit sieben Jahren andauert und die einen beherrschenden Einfluss auf die Wertentwicklung mehrerer Vermögensklassen und Sektoren gehabt hat. In dieser Hinsicht gleicht das Jahr 2015 in Bezug auf die Performance der einzelnen Sektoren sehr dem Vorjahr, wobei jedoch die Wertentwicklung bei den sogenannten defensiven Titeln sowie den Anlagen mit langfristigen Geschäftszyklen etwas heterogener ausfiel. Außerdem war eine deutliche Zunahme der Schwellenländerrisiken zu beobachten.

Drei große Phasen

Gegen Ende dieses volatilen Jahres zeichnen sich für die europäischen Aktienmärkte, wie auch für unseren paneuropäischen All-Cap-Fonds METROPOLE Selection, erneut Kursgewinne ab. Dabei folgten drei große Phasen aufeinander. Das Jahr begann mit einer Hausse-Phase, während derer sich die seit Mitte 2014 bestehenden Trends fortsetzten, und die durch folgende Entwicklungen gekennzeichnet war: ein deutlicher Renditerückgang bei zehnjährigen Bundesanleihen, die am 17. April 2015 einen historischen Tiefstand von 0,07% erreichten; es folgte ein kräftiger Anstieg der europäischen Aktienmärkte, der nicht nur mit der Outperformance von Sektoren mit langfristigen Geschäftszyklen einherging (wie bereits 2014), sondern auch mit dem Beginn einer positiven Trendumkehr bei Titeln, die eine hohe Korrelation zur Erholung des Konjunkturzyklus in Europa aufweisen. Dieser erhielt Auftrieb durch den Rückgang des Euro und des Ölpreises. Darauf folgte von Mitte April bis Ende September eine zweite Phase, die von einem starken Anstieg der Risikoaversion sowie hohen Verlusten an den Aktienmärkten, wie etwa beim DAX oder beim Eurostoxx 50,  geprägt war.

Drei Risikofaktoren

Während dieser Phase konzentrierten sich die Anleger nacheinander auf drei Risikofaktoren. Zunächst war in den Monaten April und Mai eine deutliche Unterperformance der als anleiheähnlich betrachteten Sektoren zu beobachten. Dies war eine Reaktion auf den starken Anstieg der Renditen für zehnjährige deutsche Bundesanleihen, die abrupt um 70 Basispunkte nach oben schnellten. Der Großteil der Kursverluste entfiel auf die Sommermonate, wobei nacheinander das Risiko eines Zahlungsausfalls in Griechenland und die Verlangsamung der Konjunktur in den Schwellenländern (vor allem in China, wo der Renminbi deutlich abwertete) in den Vordergrund rückten. Diese Korrekturphase ging mit einer ausgeprägten Sektorenrotation hin zu Sektoren mit langfristigen Geschäftszyklen und weg von Zyklikern einher, in einem Umfeld, das von einem erneuten Rückgang der langfristigen Anleiherenditen geprägt war. Anders als bei der Sektorenrotation des Jahres 2014 erlitten dieses Mal auch Branchen mit einer hohen Korrelation zu den Schwellenländern starke Verluste. Die dritte Phase des Jahres, in der sich die Aktienmärkte deutlich von ihren Verlusten erholten, wurde von der Unsicherheit der Anleger über das Ausmaß der Konjunkturverlangsamung in den Schwellenländern, der zyklischen Erholung in Europa und den Auswirkungen einer Erhöhung der Leitzinsen in den USA dominiert. Die heterogene Markterholung deutet jedenfalls auf eine tiefgreifende Veränderung hin, die nach Einschätzung der Anleger noch aussteht.

Neue Börsenphase

Auch wenn die Sektorenrotation auf den ersten Blick jener des Jahres 2014 ähnelt, deuten die verschiedenen Volatilitätsphasen, die 2015 zu beobachten waren, auf umfassende Veränderungen auf globaler Ebene hin, sowohl was die abnehmende Divergenz zwischen Industrie- und Schwellenländern angeht als auch die Normalisierung der US-Geldpolitik. Das Jahr 2015 kann somit als Übergangsjahr hin zu einer neuen Börsenphase betrachtet werden, deren wichtigste Triebkräfte sich deutlich von denen unterscheiden, die die Märkte in den zurückliegenden Jahren dominiert haben.

 

@ ad-hoc-news.de | 11.12.15 07:53 Uhr