Griechenland, EZB

Die EZB ist es leid, mit ihrer geldpolitischen Blankoscheckpolitik der Lückenbüßer für Politiker in Athen und in Brüssel zu sein, die in der Causa Griechenland keine Krisenlösung finden.

Das kann doch einen Aktienmarkt nicht erschüttern. Dazu bedient sie sich einer intelligenten Strategie: Sie akzeptiert keine griechischen Staatsanleihen mehr als Sicherheit für die Liquiditätsversorgung an griechische Banken.

Das kann doch einen Aktienmarkt nicht erschüttern

Die EZB ist es leid, mit ihrer geldpolitischen Blankoscheckpolitik der Lückenbüßer für Politiker in Athen und in Brüssel zu sein, die in der Causa Griechenland keine Krisenlösung finden. Dazu bedient sie sich einer intelligenten Strategie: Sie akzeptiert keine griechischen Staatsanleihen mehr als Sicherheit für die Liquiditätsversorgung an griechische Banken. Allerdings weitet sie die Notfallkredite an die Banken (ELA-Kredite) aus, um deren Illiquidität zu verhindern. Neben der Tatsache, dass die EZB damit griechischen Staatsanleihen das Vertrauen entzieht, zwingt sie Griechenland zu einer kurzfristigen Lösungsfindung. Denn anders als bei der regulären Refinanzierung von griechischen Geschäftsbanken durch die EZB haftet für ELA-Kredite nicht die Euro-Gemeinschaft, sondern die griechische Notenbank bzw. der griechische Staat. Ab sofort kann damit die neue Athener Regierung ihre nationalen Schuldenprobleme nicht mehr abwälzen, sondern muss sie selbst tragen.

Bundesfinanzminister Schäuble hat seinem griechischen Amtskollegen in seiner „unmissverständlichen“ Art zwar deutlich gemacht, dass schnelle, einseitige, im Interesse Griechenlands liegende Reform- und Sparerleichterungen nicht akzeptiert werden. Allerdings ließ Herr Schäuble auch erkennen, dass er Griechenland weiter als Mitglied der Eurozone sieht. Für hierfür notwendige neue Hilfsprogramme, die auch Infrastrukturprojekte umfassen, mahnt er jedoch an, Athen müsse in punkto Korruption und Steuereintreibung bei vermögenden Griechen deutliche Fortschritte erreichen. Gerade hier bieten sich gesichtswahrende Lösungen für beide Seiten an. Denn auch die Parteien der neuen griechischen Regierung haben diese Punkte zu großen Wahlkampfthemen gemacht. Frankreich und Italien signalisieren ohnehin Zustimmung. Sie hoffen, dass ein Entgegenkommen an Griechenland Stabilitätsgrundsätze der Eurozone weiter aufweicht.

Politische statt rationale Lösungen für Griechenland

Für die griechischen Schulden, die sich auf weit über 300 Mrd. Euro belaufen - und die das Land nie wird zurückzahlen kann - ist ein verdeckter Schuldenerlass zu erwarten, der in Form unendlich laufender Staatsanleihen, bei denen nur Zinsen fällig werden und/oder Anleihen, die nur bei positivem Wirtschaftswachstum bezahlt werden, stattfindet. Hier kann man von der „Geduld“ der mehrheitlich öffentlichen Gläubiger profitieren, die im Vergleich zu privaten willfähriger sind.

Es wird auf Zeitgewinn gespielt. Grundsätzlich wird ignoriert, dass Griechenland den Wettbewerbsdruck der Eurozone ohne Möglichkeit regelmäßiger Abwertungen nicht aushält.

Euro-Konjunktur mit zwei Geschwindigkeiten

Grundsätzlich zeigt sich die Konjunkturstimmung in der Eurozone insgesamt im I. Quartal 2015 optimistischer. Die konjunktur- bzw. abwertungsbegünstigende Geldpolitik der EZB haben die vom ifo Institut ermittelten Geschäftserwartungen als auch die -lage im Verarbeitenden Gewerbe der Eurozone aufgehellt. Setzt man beide Teilindices zueinander in Beziehung, hat die Eurozone ihre Position in der Aufschwung-Phase stabilisiert.

Innerhalb der Eurozone ergibt sich jedoch ein zweigeteiltes Bild. Laut EU-Kommission hat sich das Wirtschaftsvertrauen in Deutschland stabilisiert. Spanien sticht besonders positiv hervor. Das Land profitiert von positiven Basiseffekten, die nach Jahren der Rezession nicht überbewertet werden sollten. Sicherlich hat das Land zumindest rudimentär Reformpolitik betrieben. Die im November stattfindende Parlamentswahl und die in Umfragen erstarkte Bewegung des Linksbündnisses „Podemos“ wird aber zu einer Einstellung der Reformbewegung führen. In Frankreich liegt das Wirtschaftsvertrauen aktuell nur knapp über dem Griechenlands.

Weltkonjunktur mit mehr Licht als Schatten

Die chinesische Regierung beabsichtigt, unkontrollierte Aufblähungen der Konjunkturblasen und Kreditaufblähungen im chinesischen Schattenbankensystem zu verhindern. So zeigt sich die Neuauftragskomponente des chinesischen Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe mit einem Wert von 50,2 im Trend abwärts gerichtet. Dennoch weist diese Entwicklung auf eine zukünftige Konjunkturentwicklung im Einklang mit den Wachstumszielen der Regierung hin.

Und dennoch, um ein hard landing mit unkalkulierbaren wirtschaftlichen Folgen zu vermeiden, wird es die People’s Bank of China den großen westlichen Notenbanken gleich tun und die Leitzinsen weiter senken. Ihren Mindestreservesatz senkte sie zuletzt bereits um 0,5 Prozentpunkte auf den niedrigsten Stand seit 2011. Nicht zuletzt geht es ihr - wie anderen Exportnationen auch - um die Vermeidung eines zu starken Renminbi im Vergleich zum südkoreanischen Won und japanischen Yen.

Dagegen zeigt sich die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe der USA robust. Erste konjunkturelle Reibungsverluste aufgrund der US-Dollar-Stärke machen sich im ISM-Subindex für Exportaufträge aber bemerkbar. Dieser ist mit 49,5 zum ersten Mal seit November 2012 unterhalb der Expansion anzeigende Schwelle von 50 gefallen. Der Subindex für bezahlte Preise befindet sich mit einem Wert von 35 sogar auf dem niedrigsten Stand seit 2009 und verdeutlicht die fallenden US-Inflationserwartungen. US-Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, höhere Preise durchzusetzen. Vor diesem Hintergrund wird sich die Fed mit ihrer Leitzinswende Zeit lassen und ohnehin alles andere als Dynamik zeigen.

Stimmungswechsel bei Rohöl

Der Ölpreis zeigt Erholungserscheinungen. Angesichts eines Raffineriestreiks in den USA und Investitionskürzungen großer Ölgesellschaften ist Öl der Sorte Brent binnen Wochenfrist um gut 10 Prozent gestiegen.

So scheint die Strategie der OPEC, über niedrige Ölpreise Angebot aus dem Öl- und Gas-Fracking aus dem Markt zu drücken - spätestens ab 40 US-Dollar pro Barrel gilt dieses als unrentabel - allmählich aufzugehen. Die Zahl der aktiven Bohrlöcher in den USA ist seit ihrem Rekordhoch im Oktober 2014 aktuell bereits auf ein 3-Jahrestief gefallen. Hiervon ist hauptsächlich die Produktion von Schieferöl betroffen. Die bislang unverändert hohe US-Rohölproduktion dürfte insofern bald nachgeben. Zwar ist der jüngste Preissprung bei Rohöl noch nicht als sofortige Trendwende anzusehen. Dennoch ist die Basis für eine nachhaltige Preiserholung in der zweiten Jahreshälfte bis 65 US-Dollar pro Barrel gelegt.

Die Preiserholung bei Rohöl verleiht europäischen Öl- und Gas-Aktien zunehmend Rückenwind. Der Branchenindex STOXX Europe 600 Oil und Gas Index konnte seit seinem Tief Mitte Dezember 2014 bereits um knapp 22 Prozent zulegen.

Aktuelle Marktlage

Das Schuldendrama um Griechenland hinterlässt dank des engmaschig gespannten Sicherheitsnetzes der EZB kaum Spuren an den Anleihemärkten der Eurozone außerhalb Griechenlands. Zudem herrscht die Meinung vor, dass Griechenland in der Eurozone verbleiben wird. Während griechische Aktien ein Underperformer bleiben, setzen die Aktienmärkte der Euro-Peripherie ihren Aufwärtstrend fort. Klarer Outperformer bleiben deutsche Aktien, deren fundamentale Stärke zuletzt von Daimler mit einem soliden Ausblick für 2015 unterstrichen wurde.

Grundsätzlich ist es nicht ausgeschlossen, dass die EZB ab Mitte des Jahres, wenn sich herausstellen sollte, dass die Deflation in der Eurozone hartnäckig bleibt und die Konjunktur in der Euro-Peripherie nicht anspringt, weitere Liquiditätsausweitungen vornimmt. Die Liquiditätshausse an den Aktienmärkten ist nicht beendet.

Es ist zu erwarten, dass die Renditen deutscher Staatspapiere noch weiter sinken werden. Da der Bund in diesem Jahr netto keine neuen Schulden mehr macht und die EZB ab März für ca. 10 Mrd. Euro monatlich deutsche Staatsanleihen kaufen wird, sind Negativzinsen - sie liegen im Laufzeitbereich bis zu 6 Jahren bereits unter null - auch bis zur Laufzeit von 10 Jahren im weiteren Jahresverlauf möglich. Vor dem Hintergrund vergleichsweise hoher Dividendenrenditen nimmt die Attraktivität von Aktien auch für große institutionelle Anleger wie Versicherer weiter zu.

Bis zu einer Lösung der griechischen Schuldenproblematik ist durchaus mit zwischenzeitlichen Rücksetzern an den Aktienmärkten zu rechnen. Auch die bislang ausgebliebene Lösung im geopolitischen Konflikt zwischen Russland und dem Westen sorgt für Bedenken. Waffenlieferungen der USA an die Ukraine würden die Lage verschärfen. An der langfristig positiven Einschätzung der Aktienmärkte ändert dies jedoch nichts.

Charttechnik

Aus charttechnischer Sicht wartet der nächste Widerstand im DAX an der oberen Begrenzung des seit Oktober bestehenden Aufwärtstrendkanals bei derzeit 10.980 Punkten.

Auf der Unterseite liegen die ersten Unterstützungen bei 10.810 und darunter in der Kurslücke zwischen 10.502 und 10.454 Punkten. Weitere Auffanglinien warten bei 10.300 und in der Zone um 10.050 Punkte.

Und was passiert in der KW 7?

Im Rahmen der deutschen Berichtsaison bleibt abzuwarten, ob auch die Commerzbank von einer Belebung des Handelsgeschäfts profitieren kann. Bei ThyssenKrupp und Beiersdorf dürfte sich im Ausblick 2015 die Euro-Schwäche positiv bemerkbar machen.

Auf Makroebene dürfte Japan gemäß der BIP-Zahlen für das IV. Quartal 2014 seine technische Rezession beenden. In den USA verdeutlichen stabile Einzelhandelsumsätze, ein Mehrjahreshoch beim Konsumentenvertrauen der Universität von Michigan und ein Rückgang der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe die wiedergewonnene Stärke der US-Konjunktur.

In der Eurozone richtete sich der Fokus der Anleger auf eine mögliche Kompromisslösung in der Griechenland-Frage auf dem anstehenden EU-Gipfel. Unterdessen führen die finalen Inflationszahlen in der Eurozone die akuten Deflationsrisiken vor Augen. Unterdessen dürfte das Wachstum der deutschen Wirtschaft zum Jahresende wieder etwas zugelegt haben. Impulsgeber waren der Export und der Konsum.

Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de

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