Euro, FED

Aufgrund zuletzt schwacher Inflations- und Konjunkturdaten wird die US-Notenbank ihre Leitzinswende wohl nicht im Juni starten.

Frühlingsgefühle wohin man schaut

Frühlingsgefühle wohin man schaut

Aufgrund zuletzt schwacher Inflations- und Konjunkturdaten wird die US-Notenbank ihre Leitzinswende wohl nicht im Juni starten.

Bei näherer Betrachtung ist vor allem der US-Arbeitsmarkt nicht so robust wie allgemein behauptet. Zwar deutet die Beschäftigungsplanung im Dienstleistungsgewerbe auf eine Fortsetzung des hier robusten Stellenaufbaus hin. Mit seinen vielfachen Billig-Anstellungen - z.B. in Fast Food-Restaurants - scheint der Dienstleistungssektor für Fed-Chefin Yellen allerdings kein maßgebliches Kriterium für Zinserhöhungen zu sein.

Der Qualität von Arbeitskräften widmet Frau Yellen deutlich mehr Aufmerksamkeit als der Quantität. Daher ist für sie der Stellenaufbau in der Industrie viel bedeutender. Denn die hier im Durchschnitt höheren Löhne sind für das Wohl und Wehe der Binnenkonjunktur schlagkräftiger. Allerdings zeigt sich die Beschäftigungsplanung gemäß ISM Index für das Verarbeitende Gewerbe seit Jahresbeginn rückläufig.

Hintergrund ist, dass die Ölpreisschwäche Bremsspuren auf dem US-Energiesektor hinterlässt. Insbesondere das innovative Öl- und Gas-Fracking hat in den vergangenen Jahren für großvolumige Investitionen auch ausländischer Unternehmen nicht nur im Energie-, sondern auch in weiterführende Industriebereiche gesorgt. Öl- und Gas-Fracking fungiert als Schlüsseltechnologie für eine Renaissance Amerikas als Industrie- und Exportnation. Man will die US-Konjunktur neben dem Konsum auf breitere Beine stellen. Insofern wird die auch für die Konjunktur verantwortliche Fed die erst am Beginn stehende Reindustrialisierung Amerikas nicht mit einer psychologisch hemmenden, voreiligen Zinswende zusätzlich behindern.

Euro - Die Parität zum US-Dollar weiter fest im Blick

Und da Zinseinschätzungen ein entscheidender Treiber von Wechselkursbewegungen sind, hatte in den letzten Wochen der Euro wieder an Stärke gegenüber dem US-Dollar gewonnen. Dennoch, aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Ab September ist mit der ersten Zinserhöhung zu rechnen. Denn der US-Konjunkturaufschwung steht grundsätzlich auf breiter Basis.

Der Dollar-Anstieg macht also nur Pause. Ohnehin hat die EZB mit ihren Staatsanleiheaufkäufen erst begonnen, während die Fed ihre Liquiditätszuführung längst beendet hat. Da in der Konsequenz mittlerweile sogar portugiesische Staatsanleihen unterhalb von US-Titeln rentieren, ist der Euro-Zinsanlageraum für internationale Anleger, die für das Währungsrisiko keine Renditekompensation mehr erhalten, nachhaltig uninteressant. Zuletzt ist der Euro bereits wieder auf 1,06 Dollar gefallen.

So bleibt der Blick weiter auf die Parität gerichtet. Diese Einschätzung signalisiert auch die Positionierung der Anleger am Devisen-Terminmarkt. Dort wird anhaltend auf eine Euro-Abwertung spekuliert: Die spekulativen Netto-Long Positionen Euro zum US-Dollar befinden sich aktuell auf einem noch tieferen Stand als zum Hochpunkt der Euro-Krise Mitte 2012.

Anleihen - Nie mehr wirklich hohe Renditen

Über die lockere Geldpolitik insbesondere der EZB setzt sich der Renditeverfall - egal, ob Staats-, Industrie- und Bankanleihen oder Jumbo Pfandbriefe - trendmäßig überall fort. Die geldpolitische Druckbetankung verursacht einen Anlagenotstand, der auch die letzten, noch verbliebenen Renditepotenziale abweidet. In der Konsequenz ist die größte Anlageblase aller Zeiten, die Anleiheblase, entstanden. Damit ihr Platzen der Finanzwelt nicht den finalen Schlag versetzt, müssen die Notenbanken absurderweise die Blase weiter aufblähen. Eine Umkehr, eine geldpolitische Zurückhaltung ist nicht möglich.

So ist zu erwarten, dass die Staatsanleiherenditen noch weiter sinken werden. Da der Bund in diesem Jahr netto keine neuen Schulden mehr aufnimmt und die EZB für ca. 11 Mrd. Euro monatlich deutsche Staatsanleihen aufkauft, sind Negativzinsen bis zur Laufzeit von 10 Jahren im weiteren Jahresverlauf möglich.

Dem entsprechend dürften italienische und spanische 10-Jahres-Anleihen unter ein Prozent fallen.

M&A als das Salz in der Börsensuppe

Eine Folge der rekordniedrigen Zinsen und der Liquiditätsschwemme ist die Wiederbelebung weltweiter Übernahmephantasien. Nachdem 2006 und 2007 eine im Vergleich zu heute fast schon als lächerlich zu bezeichnende Liquiditätsausstattung der Finanzmärkte zu einer Dynamisierung des globalen Volumens bei Unternehmensfusionen und Übernahmen führte, lässt die aktuell dramatische und im Trend noch weiter steigende weltweite Liquiditätsausstattung zukünftig fulminante M&A-Märkte erwarten.

Aktuelle Marktlage

Die Entwicklungen im Ukraine-Russland-Konflikt sind an den Finanzmärkten in den Hintergrund gerückt. Trotz GREXIT-Gerüchten signalisieren entspannte Rentenmärkte, dass bei tatsächlichem Ausscheiden eine Euro-Krise 2.0 ausbleiben wird. Am 24. April soll die Reformliste der Athener Regierung - nach etwa einmonatiger Verspätung - final vorliegen. Es werden noch Wetten angenommen. Auch die europäische Konjunkturstimmung lässt sich dadurch nicht trüben. Im Gegenteil, sie entwickelt Frühlingsgefühle.

Vor diesem Hintergrund ist mit einer Fortsetzung der Outperformance von MDAX gegenüber dem DAX zu rechnen. Denn im Vergleich zum deutschen Leitindex ist dieser ungleich stärker mit Aktien der konjunkturzyklischen Branchen Automobil, Maschinenbau, Elektro oder Chemie bestückt. Diese Outperformance ist nicht zuletzt Beweis dafür, dass der Aktienaufschwung nicht nur eine reine Liquiditätshausse ist, sondern immer mehr auch vom Fundamentalismus unterstützt wird.

Denn beflügelt vom schwachen Euro und den niedrigen Energiepreisen kommt die fundamentale Besserung zunehmend in einem steigenden Gewinnwachstum in Deutschland und auch der Eurozone zum Ausdruck. Im Gegensatz dazu verstärkt sich der fundamentale Gegenwind für US-Aktien, deren Gewinne zuletzt auch aufgrund der Dollar-Stärke - wenn auch nur knapp - geschrumpft sind. Insofern ist zu erwarten, dass Aktien der Eurozone ihre relative Stärke gegenüber US-Aktien fortsetzen.

Charttechnik

Aus charttechnischer Sicht dürfte sich die Aufwärtsbewegung im DAX fortsetzen, wenn der Index die Marke bei 12.000 Punkten nachhaltig verteidigen kann. Nach dem Überwinden des März-Hochs bei 12.219 ist der Weg bis zur Marke bei 12.689 Punkten frei. Allerdings setzt der DAX seine Korrektur fort, wenn der Index die Unterstützung bei 11.800 durchbricht. Darunter warten weitere Haltelinien bei 11.600, 11.400, 11.200 und 11.000 Punkten.

Und was passiert in der KW 16?

Im Rahmen der US-Berichtsaison für das I. Quartal 2015 dürften die Ergebnisse der Banken Goldman Sachs, Bank of America, Citigroup und JP Morgan vergleichsweise solide ausfallen. Insbesondere Wells Fargo profitiert von einem soliden Kreditgeschäft. In den Ergebnissen von Intel und General Electric dürfte die Aufwertung des US-Dollar negativ zu Buche schlagen. Insgesamt ist von Interesse, inwiefern sich die US-Dollar-Stärke und günstige Energiepreise umsatz- und gewinnseitig niederschlagen. Aufgrund der im Vorfeld bereits gestutzten Gewinnerwartungen wird sich das Enttäuschungspotenzial aber in Grenzen halten.

Auf Makroebene spiegeln die chinesischen BIP-Daten für das I. Quartal 2015 die Konjunkturverlangsamung auf allerdings hohem Niveau wider. In den USA zeigen sich der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe der Philadelphia Fed sowie die Industrieproduktion im März erneut schwächer. Die Einzelhandelsumsätze sowie das Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan deuten auf eine stabile Binnenkonjunktur hin. Die schwache Inflation im März gewährt der Fed weiteren Zinserhöhungsaufschub.

In der Eurozone stabilisiert sich die Preisentwicklung nur knapp über der Deflationsgrenze, so dass sich die EZB auf ihrer Zinssitzung in ihrem Anleiheaufkaufprogramm bestätigt sieht.

Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de

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