Ostbörsen, Flop

Ostbörsen bleiben top: diesmal kaum ein Flop!

Outperformance gegenüber etablierten Westbörsen+++Börse Almaty schon +204%+++ Moskau mit bester Performance seit 1999+++ Balkan- und Baltenbörsen kommen+++ Bukarest und Sofia mit EU-Fantasie+++

Die Börse aus Mittel- und Osteuropa erfreuten auch in diesem Jahr die westlichen Anleger mit einer Top-Performance. Der MSCI Emerging Europe stieg in den letzten 12 Monaten ebenso wie der MSCI Asia Index um 22% und in den letzten 3 Jahren sogar um 151%. Der MSCI World-Index brachte es nur auf magere 6,3% in diesem Jahr und 37% in den letzen 3 Jahren. Dabei sind viele Top-Börsen wie die aus Bukarest (+26% in diesem Jahr und +350% in den letzten drei Jahren), Sofia, Zagreb und Kiew gar nicht im MSCI Emerging Europe enthalten. Die Börsen Bukarest und Sofia profitierten in den letzten Jahren besonders von dem EU-Beitrittsnimbus und mithin der EU-Konvergenzfantasie, die am 1. Januar 2007 Wirklichkeit wird. Alle letztgenannten Börsen erreichten in den letzten Wochen neue historische Höchstkurse. Der SOFIX-Index der Börse Sofia schoss um 42% in die Höhe und erreichte damit einen neuen historischen Höchstkurs. Auch die Prager und Warschauer Börse waren in diesem Jahr auch auf Euro-Basis - wie schon im Vorjahr – weit besser als der DAX und erst recht besser als der S&P-Index. Alleien die Budapester Börse konnte in diesem Jahr auch aufgrund politischer Probleme und Massenprotesten auf der Strasse nicht überzeugen, wird aber auch im positiven Bereich schließen. Die baltischen Börsen profitieren hingegen weiter von den dynamischen BSP-Wirtschaftswachstum von 8-11%, das bestenfalls von China übertroffen wurde, das in diesem Jahr mit fast 90% zu den besten Investmentländern der Welt zählte, was in den Vorjahren nicht der Fall war. Auch die Balkan-Region macht viel Freude und wird erst jetzt allmählich entdeckt. Die Börse Zagreb stieg sogar um 60% in diesem Jahr. Noch besser schnitt die Börse Moskau bisher ab. Der RTS-Index überwand erstmals die 1800-er Marke und stieg damit um 64% auf USD-Basis. Auf Euro-Basis mussten hier allerdings Währungsverluste von 10% hingenommen werden, weil die russischen Aktien USD-Basis gehandelt werden, was das positive Bild nicht so trübt wie beim S&P-Inndex , der auf Euro-Basis sogar leicht im Minus ist. Seit 1999 ist die Börse Moskau die am besten performende Börse der Welt mit einer Kursverzwanzigfachung (!). Die Mini-Börsen aus Montenegro und Makedonien konnten sogar auf dem Papier die Börse Moskau in diesem Jahr übertreffen. So stieg der MIB 10 Index der Börse Makedonien um 75% und der NEX20 Index der Börse Montenegro um 74%. Die Börse Tiflis (Georgien) brachte es sogar auf +85%, wobei der einzige liquide Wert die Bank of Georgia ist, die jetzt ein IPO zum Kurs von 18 USD an der Londoner Börse machte. Freilich ist die Liquidität an diesen Mini-Börsen noch sehr dünn und daher nicht mit der Mega-Börse Moskau mit einer Marktkapitalisierung von 1 Billion US-Dollar und einem täglichen Handelsumsatz von 1 Mrd. US-Dollar vergleichbar. Am besten schnitt aber die bisher wenig beachtete Börse Almaty mit einem Kursplus von 204% ab, die selbstredend auch nicht im MSCI Emerging Europe Index vertreten ist. Gespannt sein darf man auf das gerade laufende IPO der HALYK Bank n der Londoner Börse, das durch die Deutsche Bank AG begleitet wird. Der Kurs der Kazkommertsbank verzwanzigfachte sich schon seit 2002. Der Anleger konnte also schon durch Hinzumischung von Aktien aus den oben genannten Mini-Börsen weit besser performen als der viel beachtete MSCI Emerging Europe Index. Überhaupt ist die MSCI-Indexfamilie, die nach dem Free Float berechnet wird, nicht immer eine sinnvolle Benchmark. So wird der MSCI Russia Index jetzt durch Gazprom mit 55% dominiert, obwohl kein Fondsmanager eine Position von mehr als 10% an einer Aktie im Portfolio haben darf. Gazprom ist auch mit über 5% beim MSCI Emerging World vertreten und hat dort nun zusammen mit Samsung die größte Gewichtung. Vor der Liberalisierung der Handelbarkeit der Originalaktien war Gazprom in der MSCI-Indexfamilie noch untergewichtet. Small und Mid Caps spielen bei der MSCI-Indexfamilie keine Rolle und ebenso nicht die oben aufgeführten Mini-Börsen. Dieses Jahr war übrigens das Jahr der Blue Chips, die weit besser performten als die Small und Mid Caps. Der Kurs von Gazprom verdreifachte sich schon von 10 auf über 30 € seit Mitte 2005. Damit wurde Gazprom mit einer Markkapitalisierung von über 265 Mrd. USD die drittgrößte, börsennotierte Aktiengesellschaft der Welt nach ExxonMobil und General Electric. Rosneft, der zweitgrößte russische Wert mit einer Marktkapitalisierung von 90 Mrd. USD, ist in der MSCI-Indexfamilie noch gar nicht enthalten. Durch eine Reihe von großvolumigen Privatisierungen und IPOs müssen die Indices immer wieder neu angepasst werden. So werden alleine an der Moskau im nächsten Jahr 60 IPOs erwartet, was zeigt, dass die Börse immer noch in der Entwicklung ist. Aber auch die Indices an den Ostbörsen selbst geben nicht immer ein repräsentatives Bild über die durchschnittliche Aktienentwicklung wieder. So sind oft in den Indices zwar marktschwere, aber illiquide Werte vertreten oder die außerbörslichen Umsätze sind oft höher als an der Börse selbst. So ist der PFTS-Index Börse Kiew von Versorgern dominiert und gibt nicht die Vielfalt der außerbörslich in so genannten Block-Trades handelbaren Aktien richtig wieder. Der PFTS-Index stieg übrigens um 30 % und damit auch mehr als der DAX und S&P-Index. Aber die relative Outperformance sind wir von den Ostbörsen nun schon seit Jahren gewohnt. Dennoch war dieses Jahr durch die scharfen Korrekturen im Mai/Juni nicht einfach. Mit ähnlichen Kursschwanken ist auch im nächsten Jahr zu rechnen. Man sollte ein Kursfeuerwerk wie in diesem Jahr nicht im nächsten Jahr erwarten. Denn auch die Ostbörsen sind keine Gelddruckmaschine und schon gar nicht Einbahnstrassen…! Hinweis: am 15. Dezember 2006 in Berlin und am 12. Januar 2007 in Hamburg wird der Autor beim ganztägigen, kostenlosen Börsenseminar von Trading-house.net AG einen Kurz-Vortrag über die „Handelsmöglichkeiten in Osteuropa“ halten. Anmeldung unter www.trading-house.net
@ ad-hoc-news.de | 10.12.06 09:43 Uhr