Pulver, Feuerwehr

Noch Pulver trocken halten

+++US-Rezession zu befürchten+++Notenbanken müssen weiterhin Feuerwehr spielen+++Gold und Yen gefragt+++Südosteuropabörsen bleiben top+++

Nachdem in den USA zum ersten Mal seit 4 Jahren die Arbeitslosenzahlen im August leicht um 4000 anstiegen, stehen die Börsenampeln nach der jüngsten Kurserholung schon wieder auf orange/rot. Erwartet hatte der Markt einen Anstieg von 110.000 Arbeitsplätzen. Die größte US-Hypothekenbank Countrywide zieht jetzt auch die Reißleine und will in den nächsten drei Monaten 12000 Mitarbeiter entlassen. Viele Jobs im Baugewerbe sind jetzt in den USA gefährdet. Dies war gerade der Bereich, wo viele neue Arbeitsplätze in den letzten Jahren entstanden sind. Nun wird befürchtet, dass auch der US-Konsum negativ betroffen wird und die USA in eine Rezession gleitet. Der Ex-Notenbankchef Greespan befürchtet sogar eine Depression in den USA. Welche Folgewirkungen die US-Immobilienkrise auf die US-Konjunktur haben wird, wird frühestens erst im 4. Quartal dieses Jahres erkennbar sein. Der Dow Jones Index verlor am Freitag über 200 Indexpunkte, was aber noch keine Panikverkäufe waren. Am Montag konnte sich der Dow Jones aber wieder leicht erholen. Gefährlich wird es erst, wenn der Dow Jones unter 12.800 Indexpunkte und der DAX unter 7200 Indexpunkte fällt, denn dann werden jeweils die 200-Tageslinien von oben nach unten durchbrochen, was ein Verkaufssignal ist. Höhere Geldabflüsse bei Hedgefonds wird es am 30. September geben, da bei vielen Hedgefonds die Anleger nur Quartalsweise aussteigen dürfen und zwischenzeitlich nicht. Die Prolongation der US-Immobilienkredite steht aber erst im Januar/Februar nächsten Jahres an und dann muss der Staat wohl den sprichwörtlich notleidenden Immobilienbesitzern mit Krediten helfen, was wiederum den US-Haushalt stark belasten wird. Auch Japan droht in eine Rezession abzugleiten, was die Anleger schon antizipieren. Der Nikkei-Index verlor am Montag um 2.2% bei 15.765 Indexpunkten. Es scheint so, dass sich die Weltbörsen allmählich nach unten schaukeln. Der Markt hat wohl schon eine Zinssenkung der US-Notenbank am 18. September eingepreist. Kommt sie wie erwartet, dürfte der Markt kaum ansteigen. Kommt sie aber nicht, dürfte es herbe Kursverluste geben. Immerhin ist auch der Ölpreis auf über 77 USD/Barrel gestiegen, was das Inflationspotential in den USA erhöht. Und dies ist immer noch das hauptsächliche Augenmerk von Ben Bernanke, der in dieser Woche die Weltbörsen in Atem halten wird. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass er sich schon vor dem 18. September zu einer Zinssenkung durchringen muss, um eine weltweite Finanzkrise zu verhindern bzw. nach hinten zu verschieben. Die US-Notenbank hat seit Mitte Juli schon 320 Mrd. US-Dollar in den Markt gepumpt, um einen Credit Crunch zu verhindern. Ich nehme an, dass demnächst noch mehr Schieflagen im Bankensektor aufgedeckt werden – meistens zu spät für die Anleger. Während der Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann beschwichtigende Worte fand und er davon ausgeht, dass die Deutsche Bank AG nur marginal von der US-Hypothekenbankenkrise betroffen ist, ist JP Morgan angeblich der Auffassung, dass die Deutsche Bank AG doch einige Kreditleichen im Keller hat. Aber wer im Glashaus sitzt, sollte eigentlich nicht mit Steinen schmeißen. In jedem Fall brennt es im internationalen Kreditgewerbe lichterloh, nur darf dies keiner laut sagen. Vor allem die „Commercial Paper“, also die Prolongation von kurzfristigen Zwischenkrediten, könnte zum Liquiditätsproblem für viele Banken werden. Zudem jährt sich mal wieder der 11. September. Der CIA-Direktor Michael Hyden warnt nachdrücklich vor neuen akuten Terrorgefahren in den USA. In Deutschland sind wir schon um Haaresbreite einem Terroranschlag entgangen, der das Ausmaß von London übertroffen hätte. Auch ist die Hurrikan-Saison noch nicht in den USA beendet. Insofern sollte der Anleger noch Pulver trocken halten bzw. vermehrt in Liquidität gehen. Dies trifft auch für Ostbörsenanleger zu, obwohl es schon jetzt eine Reihe von Kaufgelegenheiten vor allem in Russland und in Kasachstan gibt. Auch sorgen M&A-Aktivitäten für Kursfantasie in Osteuropa. So will Pepsi Cola den größten russischen Safthersteller Lebedyanski übernehmen. Die Börsen in Südosteuropa bleiben zunächst auf hohem Niveau ein halbwegs „sicherer Hafen“. Auch Gold und Goldaktien sind wieder gefragt, nachdem der Goldpreis die „magische“ 700-er Marke überwunden hat. Auf der IAM in Düsseldorf, wo ich einige Vorträge am Wochenende über die florierenden Ostbörsen hielt, ging es relativ ruhig und beschaulich zu. Ist dies etwa schon die „Ruhe vor dem Sturm“? Hinweise: Der Autor wird auf der Messe „Funds & Finance“ in Köln am 12./13 September am „Derivate-Magazin“-Stand einige Vorträge halten. Das nächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go East“ findet am 25. Oktober in Frankfurt/M statt. Anmeldung unter ESI GmbH, Jüthornstr. 88, 22043 Hamburg, Tel: 040/6570883; Fax: 040/6570884, E-Mail: info@eaststock.de, web: www.eaststock.de.
@ ad-hoc-news.de | 10.09.07 21:37 Uhr