Rubel, PutinMedwedew

Der Rubel rollt – Rubel long!?

- Das neue „Dreamteam“ Putin/Medwedew wollen in die Champions League -

Am 2. März wird in Russland ein neuer Präsident gewählt, der voraussichtlich Medwedew heißen und damit Putin als Präsident ablösen wird. Aber Putin wird als Primier das Zepter weiter in der Hand behalten, so dass die neue „Doppelspitze“ Medwedew/Putin weiter nach vorne stürmen wird. Beide haben dabei nur ein Ziel: Russland soll wieder in die „Champions-League“, soll international beachtet und zumindest nicht diffamiert werden. Mit anderen Worten: Russland soll wieder eine Weltmacht werden, was nicht auf das Militär beschränkt sein soll; auch in der Raumfahrt, in der Flugzeugindustrie, im Energiemarkt und sogar in einigen High-Tech-Bereichen (wie Nanotechnologie/Krebsforschung) hat Russland Großes vor. Die achtjährige Erfolgsbilanz von Putin kann sich in der Tat sehen lassen: Das BSP-Wachstum ist seit 2000 um 72% gestiegen, womit Putin mit seinem kühnen Zehnjahresziel, eine Verdoppelung des BSP zu erreichen, schon sehr nahe gekommen ist. Im letzen Jahr wuchs das BSP sogar 8,5%. In diesem Jahr wird ein BSP-Wachstum von 7% erwartet. Dabei ist der hohe Ölpreis von fast 100 USD/Barrel einer der Hauptgründe für das starke Wachstum. Seit Putins Amtsantritt im Jahr 2000 hat sich der Ölpreis vervierfacht und in den letzten 10 Jahren sogar von unter 10 auf 100 USD verzehnfacht. In diesem Jahr dürfte das BSP in Russland erstmals die 1 Billion-US-Dollar-Marke überschreiten. Die Realeinkommen haben sich seit 2000 verzweieinhalbfacht und seit 2004 verdoppelt. Der Konsum boomt in Russland. Der Rubel rollt also in der Tat unter Putins straff geführtem Regime. Die Kapitalflucht hat abgenommen. Die russischen Oligarchen werden durch die hohen Rohstoffeinnahmen immer reicher und gehen mit ihrem Kapital jetzt auch im Ausland auf „Einkaufstour“ wie zuletzt bei Kali&Salz und TUI, was von westlichen Politikern mit Argusaugen beobachtet wird. Durch die hohen Rohstoffpreise stiegen auch die Exporteinnahmen. Aufgrund des schwachen US-Dollars fiel der Handelsbilanzüberschuss mit 132 Mrd. USD im letzten Jahr trotz der hohen Ölpreise um 7 Mrd. USDS niedriger aus als im Vorjahr. Im letzten Jahr stiegen die Exporte um 35% auf 223 Mrd. USD, während die Importe nur um 16,9% auf 355 Mrd. USD zulegen konnten. In den nächsten Jahren rechne ich tendenziell mit abnehmenden Exportüberschüssen und auch niedrigeren Leistungsbilanzüberschüssen. Falls die Rohstoffpreise infolge einer US-Rezession fallen sollte, könnte sich der hohe Leistungsbilanzüberschuss in den nächsten Jahren sogar in ein Defizit verwandeln. Sorgen macht weiterhin die hohe Inflationsrate von 12%. Sie soll nach dem Wunsch der Regierung in diesem Jahr auf 8,5 % gedrückt werden, was aber mehr Wunschdenken ist. Die Handelspreise wurden bis 2 .März auf Putins „Befehl“ eingefroren, was sich hernach als Bumerang erweisen könnte. Die reale Anleihenverzinsung ist in Russland negativ, was Rubelanleihen im Moment noch wenig attraktiv macht. Hohe Inflationsraten und abnehmende Exportüberschüsse sprechen in der Regel für eine schwache Währung. Auf der anderen Seite nahm die Staatsverschuldung Russland in den letzten Jahren enorm ab. Sie beträgt jetzt nur von 44 Mrd. USD. Die Staatsverschuldung wurde mehr auf Staatsunternehmen wie Gazprom und Rosneft verlagert, die zusammen jetzt schon mehr Schulden haben als der Staat selbst. Die Staats-Unternehmen und -Banken haben sich mit weit über 100 Mrd. USD verschuldet. Alleine im März/April müssen von den Unternehmen 16 Mrd. USD an Auslandschulden zurückgezahlt bzw. prolongiert werden, was temporär zu Liquiditätsengpässen führen könnte. Dennoch sollte es zu einem weiteren Upgrade bei den Rubel-Anleihen und Auslandsanleihen bei den Ratingagenturen kommen. Zuletzt haben sich die Spreads zwar wieder wegen der internationalen Liquiditätskrise im Interbankensektor ausgeweitet. Die Spreads sollten aber in den nächsten Monaten wieder deutlich zurückgehen, wenn sich die Situation im Interbankenmarkt wieder entspannt. Was für einen starken Rubel spricht, ist die deutlich bessere Verschuldungssituation vor allem beim Staat. Der Haushaltbilanzüberschuss erreichte im letzten Jahr mit 98 Mrd. USD über 10% des BIP, was ein neuer Rekordstand ist. In den USA weitete sich hingegen das Haushaltsbilanzdefizit auf fast 400 Mrd. USD aus. Die Währungsreserven erreichten in Russland ein neues Rekordniveau von über 480 Mrd. USD – Tendenz steigend. Der Stabilisierungsfonds, der jetzt in zwei staatliche Fonds aufgeteilt wurde, hatte zuletzt ein Volumen von über 150 Mrd. USD. Auch hier geht es in den USA bergab, in Russland aber bergauf. Zudem dürften nach dem angestrebten WTO-Beitritt, den bis jetzt nur die USA verhindert bzw. blockiert haben, die Auslandsdirektinvestitionen nach Russland enorm zunehmen. Ohnedies wird es in den nächsten Jahren einen Investitionsboom und eine neue Privatisierungswelle geben. Der Energiemarkt wird liberalisiert. EON und RWE betrachten Russland als einen attraktiven Markt zum Investieren mit Mrd.-Investitionen (über 4 Mrd. € bei EON, 1 Mrd. € bei RWE). Die Infrastrukturinvestitionen werden in Russland bis 2015 über 800 Mrd. USD betragen, wobei das westliche Kapital mit ins Boot genommen werden soll. Alles dies stärkte schon in der Vergangenheit den Rubel. Falls der Rubel aber zu stark werden sollte, wird die Wettbewerbsfähigkeit der russischen Produkte im Ausland zu stark eingeschränkt, was auch nicht im Sinne der russischen Regierung ist. Es gibt sogar schon kühne Pläne der russischen Regierung, den Rubel langfristig als Weltreservenwährung marktgängig und liquide zu machen. Dies dürfte aber noch einige Jahre an Zeit beanspruchen bis der Rubel eine allgemein anerkannte Handelswährung wird. Zunächst sollen einige Ölkontrakte auf Rubel umgestellt werden. Dies dürfte vor allem den Dollar weiter schwächen. Wenn die ausländischen Investoren Russland trotz des starken Kremleinflusses als attraktiven Produktionsstandort entdecken, wie es die Automobilindustrie schon getan hat, dürfte dies auch nach und nach den Rubel stärken. Fazit: Wenn dann noch die Inflationsraten wieder abnehmen und die Realzinsen steigen, könnte der Rubel in der Tat weiterhin eine starke Währung bleiben - vor allem gegenüber dem US-Dollar, vielleicht sogar aber auch gegenüber dem Euro. Dies wäre vor allem dann der Fall, wenn das neue „Dreamteam“ Medwedew/Putin im Ausland respektiert und anerkannt wird. Wenn das „Dreamteam“ aber wegen zu starkem Kremleinfluss oder interner Streitigkeiten und Machtkämpfe zum Alptraum wird, wird auch aus dem Rubeltraum nichts werden. Nutzen kann man die Chancen über Rubel-Zertifikate der ABN-AMRO-Bank wie das Rubel-Garantiezertifikat über 5 Jahre. Hinweise: Der Autor wird am 3.3.08 um 11.45 Uhr in NTV/Telebörse (www.n-tv.de) ein Interview über das Thema „Russland nach der Wahl“ und am 4.3.08 um 11.30 Uhr im DAF (www.anleger-fernsehen.de) geben. Zudem wird er am 11.4.08 um 21.30 Uhr Gast bei der 3SATBörse (www.3sat.de/boerse) bei einem Special über das Baltikum sein. Melden Sie sich schon jetzt an für das nächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go east!“ am 22. April 2008 in Frankfurt/M (siehe www.eaststock.de) an, wo auch wieder das Szenario an den Weltbörsen für 2008 besprochen wird. Trader können sich auf der Ostbörsen-Hotline 09001-861400-1 (1,86 €/Min) über die aktuellen Chancen an den Ostbörsen und Ost-Währungen informieren.
@ ad-hoc-news.de | 01.03.08 11:40 Uhr