Köpfen++Bilanzskandale, Schadensersatzklagen

„Augen zu und durch!?“

+++Salami-Crash setzt sich erwartungsgemäß fort+++US-Rezessionsangst ist in allen Köpfen++Bilanzskandale und Schadensersatzklagen werden folgen+++“Stagflation“ bleibt ein Thema+++Rebound-Chancen vorhanden+++

Wer in den letzten Wochen meine Kolumnen und den monatlich erscheinenden Newsletter EAST STOCK TRENDS (www.eaststock.de) gelesen hat, dürfte über das, was sich gegenwärtig an den Weltbörsen abspielt in keinster Weise überrascht sein. Die Wall Street zog als Leithammel mal wieder fast alle Weltbörsen in die Tiefe, vor allem aber Japan und Deutschland. Der „Salami-Crash“ hatte sich schon zuvor sowohl von der Markttechnik als auch der Nachrichtenlage angedeutet. Ich habe allen meinen Lesern rechtzeitig empfohlen bei einem Dow Jones von unter 12800 und einem S&P von unter 1400 short und auch an den Ostbörsen vermehrt in Liquidität zu gehen. Vor allem Small und Mid Caps kamen erheblich unter Kursdruck. Noch mit am besten hielt sich die Börse Kiew, die schon im letzten Jahr nach China mit einem Plus von 137% die am besten performende Börse der Welt war Glauben Sie bitte im Moment weder den Aussagen von Bankvorständen, noch den Bankbilanzen. Ich möchte jetzt auch nicht in der Haut von Wirtschaftsprüfern sein, die Bankbilanzen testieren müssen. Bei einigen Positionen in Mrd-USD-Höhe gibt es einfach keine Marktpreise; folglich schreibt man sie vorsorglich ab. Beachten Sie bitte, dass in der Not besonders viel gelogen wird, was als „Ponzi-Faktor“ berücksichtigt werden muss. Viele Vorstände agieren jetzt nach dem Motto „Augen zu und durch!“ Das kann nicht gut gehen. Da behaupten die Vorstande von der Hypo Real Estate monatlang, dass sie von der US-Immobilienkrise nicht betroffen seien und dann kommt hernach die Horror-Ad hoc-Meldung von dem Quartalsverlust über 295 Mio. €. Die Aktien wurde zu Recht abgestraft und verloren über ein Drittel an Wert von 32 af 22 €. Zusätzlich – und dies fällt schon mehr ins Gewicht – mussten sowohl die Citibank mit 10 Mrd. USD als auch hernach Merrill Lynch mit 10 Mrd. USD den höchsten Quartalsverlust in ihrer Firmengeschichte melden. Der Abschreibungsbedarf infolge der US-Immobilienkrise betrug bei ML 14 Mrd. USD und bei der Citibank sogar 18 Mrd. USD. Er fiel zudem doppelt so hoch wie Thomson Financial erwarte hatte. Die Citibank wird jetzt 4200 Mitarbeiter entlassen müssen. Durch Anteilsverkäufe bekam die Citibank immerhin wieder 14 Mrd. USD in die Kasse. Neues Kapital kommt von einem Staatsfonds aus Singapore, der schon zuvor die UBS mit Liquidität versorgt hat. Bei ML sorgten Investoren aus Südkorea, Kuwait und Japan (Mitsuho Bank) für weitere Rettungsaktionen. Derartige Horrormeldungen werden wir demnächst öfters präsentiert bekommen. Nach der Hypothekenbankenkrise kommt nun die Kreditkartenkrise. Auf der anderen Seite werden Steuererleichterungen für den US-Mittelstand in Aussicht gestellt. Das neue Konjunkturprogramm im Volumen von 70-100 Mrd. USD von Bush wird aber wenig Aussicht auf Erfolg haben und zudem den Haushalt enorm belasten. Ich erwarte weitere Schieflagen im Immobiliensektor in Großbritannien und in Spanien. Die China-Blase (im Inland, Börse Shanghai) wird früher oder später platzen, was zu Kurseinbrüchen von über 30% führen wird. Vor allen Dingen rechne ich mit Bilanzskandalen und hohen Schadensersatzanforderungen von Aktionären. In den USA, aber auch in Deutschland wird es erhebliche Goodwill-Abschreibungen geben. Bei deutschen Unternehmen summieren sich die Goodwill-Werte auf 152 Mrd. USD. Vor zwei Jahren waren es noch 117 Mrd. USD. Die meisten Merger und Übernahmen wurden zu teuer erkauft. In Deutschland wird es im Frühjahr harte Tarifrunden (Streiks) und höhere Lohnkosten geben, worauf die EZB mit Zinssteigerungen zur Unzeit reagieren könnte. Das Beige Book ergab zwar keine Überraschung, bestätigte aber die Konjunkturverlangsamung und die die weiter bedrohliche Lage im Immobiliensektor und im Konsum in den USA. Bei Konsumunternehmen werden die Gewinn im 4Q07 und im 1Q08 einbrechen. Bedenken Sie bitte, dass der Konsum in den USA überwiegend durch Kredite finanziert wurde, wobei als Sicherung die beiden Säulen Immobilen und Aktien und eigene Arbeitskraft benutzt wurden. Wenn beide Säulen auch der Altersversorgung nun einbrechen und auch die Arbeitslosenzahlen zunehmen, wird es erhebliche Liquiditätsengpässe bei Privatpersonen geben. Achten Sie daher in den nächsten Wochen genau auf die Arbeitslosenzahlen und den Einzelhandel. Fallen diese beiden Frühwarnindikatoren schlechter als erwartet aus, wird es weitere Kurseinbrüche geben. Da der Markt aber überverkauft ist, wird es anderseits auch heftige Gegenreaktionen geben. Ich rechne mit Mega-Merger und Mega-Übernahmen bei US-Investmentbanken, was dann wieder Kaufgelegenheiten sind. Warum sollte nicht eine Goldman Sachs, die finanziell sehr gut dastehen, eine Merrill Lynch oder Bear Stearns übernehmen? Auch arabische oder chinesische Staatsfonds könnten eine Übernahme planen. Ebenso wird die IKB Bank von der KfW in Deutschland verkauft werden. Bei UBS und Citibank wird es weitere Umstrukturierungen (Ausgliederung des Hypothekengeschäftes) und Entlassungen geben, ebenso wie im US-Automobilsektor. Der US-Immobiliensektor wird zudem für weitere Hiobsbotschaften sorgen. Bernanke steht jetzt enorm unter druck und wird zu weiteren Zinssenkungen gedrängt, während die EZB aufgrund der Inflationsgefahr insbesondre bei zu hohen Lohnabschlüssen sogar mit Zinssteigerungen droht, aber noch still hält. Vielleicht wird sogar Greenspan als „Retter der Nation“ als Notenbankchef ein Comeback ankündigen. In den letzten beiden Wochen konnte der Anleger überwiegend mit Short-Positionen seine Performance verbessern. Dies ist auch mit speziellen ETFs möglich, die auf eine Krise setzen. Sowohl die Markttechnik als auch die Nachrichtenlage war recht eindeutig „bearish“, so dass der Anleger, der darauf eingestellt war, gutes Geld auf der Short-Seite hätte verdienen können. In den nächsten Wochen wird es zu drastischen Maßnahmen der US-Notenbank kommen, was das Problem der „Stagflation“ aber nur verschärfen wird. Vielleicht wird sogar die OPEC gegensteuern und den Ölpreis unter 90 USD/Barrel bringen, um die Inflation zu dämpfen. Die US-Notenbank wird möglicherweise den Diskontsatz am 30. Januar um 0,75 Basispunkte vermindern (müssen). Das wird zu Gegenbewegungen führen. Anleger können auch die Rebound-Chancen im Tradingbereich nutzen. Insbesondere bei einigen Immobilienaktien sehe ich demnächst gute Reboundchancen. Auch einige Blue-Chips, die mit der Wall Street unbegründet in Sippenhaft genommen wurden, wie LUKOIL und Gazprom in Russland, CEZ in Tschechien oder KGHM in Polen dürften in den nächsten Wochen gutes Rebound-Potential haben, auch wenn ich in Osteuropa mit einer leichten Wachstumsverlangsamung rechne. Vor allem wird die Kreditvergabe auch in Osteuropa zum Problem, zumal die Refinanzierung über die internationalen Kapitalmärkte nun bei zu schwachem Einlagenwachstum teurer wird. Die Marktechnik bleibt aber angeschlagen, vor allem in den USA und in Japan, wo die 200-Tageslinie schon zu fallen beginnt, was einen längerfristigen Bärenmarkt andeutet. Der Markt preist jetzt halbwegs eine US-Rezession schon ein. Japan ist beim Export sehr vom US-Konsum abhängig. Bricht der Konsum in den USA ein, was bis jetzt noch nicht erkennbar ist, wird es zu weiteren Kursverlusten in Japan kommen. Der Markt erwartet also schon schlechte Zahlen. Sind sie noch schlechter als erwartet, wird es zu weiteren Kurseinbrüchen und Panikverkäufen kommen. Falls Sie aber besser aus als erwartet ausfallen, wird der Markt wieder schnell nach oben drehen. Ein wichtiger Krisenindikator auch für die US-Börsen und damit die Weltbörsen ist auch der Dollar zum Yen, der seit Jahresbeginn von 114 auf 107 USD/JPY eingebrochen ist. Fällt er weiter unter 106 USD/JPY, bricht auch die Wall Street weiter ein. Ich rechne aber mit einem technischen Rebound in der nächsten Woche und damit auch Reboundchancen an den Ostbörsen. Spekulativ eingestellte Anleger können also schon jetzt Abstauberlimits bei den liquiden Blue Chips LUKoil, Gazprom und Norilsk Nickel platzieren, die zuletzt infolge das Salami-Crash an der Wall Street unbegründet unter Kursdruck kamen. Fazit: Die Angst vor dem totalen Absturz (Crash) ist jetzt bei vielen Anlegern erkennbar. Aber so schnell wird er nicht kommen. Meine Prognose: Die USA werden weiterhin mit erheblichen Problemen zu kämpfen haben, die die Weltbörsen in Atem halten werden, aber wir werden keine globale Rezession bekommen. Daher werden wir uns auch an den Ostbörsen und dem DAX wieder „hochzittern“. Es wird nach Erholungsphasen anderseits auch wieder neue Rückschläge geben, die Sie einkalkulieren müssen. Agieren Sie in Zukunft bitte nicht wie viele Vorstände im Moment nach dem Muster „Augen zu und durch!“. Das könnte auch einmal schiefgehen. Hinweis: Der Autor hat im letzten Rohstoff-Spiegel (www.Rohstoff-Spiegel.de) vom 15.12.07 eine ausführliches Interview über die Aussichten der Ostbörsen gegeben. Melden Sie sich schon jetzt an für das nächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go east!“ im Frühjahr 2008 in Frankfurt/M (siehe www.eaststock.de)
@ ad-hoc-news.de | 19.01.08 13:35 Uhr