Pentagon-Chef, Krebsdiagnose

Tagelang war unklar, weshalb sich US-Verteidigungsminister Austin im Krankenhaus befindet.

09.01.2024 - 22:12:09

Pentagon-Chef gibt Krebsdiagnose bekannt. Nun macht er seine Diagnose öffentlich. Seine Klinik macht deutlich: Austin befinde sich auf dem Weg der Besserung.

Nach tagelangem Rätselraten um seinen Gesundheitszustand hat US-Verteidigungsminister Lloyd Austin eine Prostatakrebserkrankung öffentlich gemacht. Die Erkrankung sei früh erkannt worden und die Prognose für eine Heilung «exzellent», teilte die zuständige Klinik nahe der Hauptstadt Washington mit.

Wegen Komplikationen nach einem Eingriff Ende Dezember muss der 70-Jährige seit Beginn des Jahres im Krankenhaus behandelt werden. Das Weiße Haus äußerte deutliche Kritik an der Informationspolitik des Pentagon-Chefs.

Der Krankenhausaufenthalt hatte für Aufregung gesorgt, weil das Ministerium ihn zunächst nicht öffentlich gemacht hatte. Auch US-Präsident Joe Biden wusste mehrere Tage lang nicht Bescheid. Es ist in den USA üblich, dass die Öffentlichkeit sehr genau über den Gesundheitszustand ihrer Top-Politiker informiert wird.

Pentagon-Chef entschuldigt sich für Informationspolitik

Austin hatte sich am Samstagabend für die Informationspolitik entschuldigt. In den USA kam die Frage auf, wer inmitten internationaler Krisen wie dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und der angespannten Lage im Nahen Osten im Pentagon eigentlich die Befehlsgewalt habe, wenn der Verteidigungsminister ausfalle. Das Pentagon war deshalb heftig in die Kritik geraten. Es machte in den vergangenen Tagen keine Angaben dazu, warum Austin im Krankenhaus behandelt wurde und äußerte sich eher kryptisch.

Nun hieß es in einer detaillierten Mitteilung des Militärkrankenhauses Walter Reed in Bethesda, dass bei Austin Anfang Dezember Prostatakrebs festgestellt worden sei. Kurz vor Weihnachten habe sich der Pentagon-Chef einem minimal-invasiven chirurgischen Eingriff unterzogen. Der Minister «erholte sich problemlos von der Operation und kehrte am nächsten Morgen nach Hause zurück», hieß es.

Am Neujahrstag sei der Minister dann wegen Komplikationen ins Krankenhaus eingeliefert worden, unter anderem mit Übelkeit sowie starken Bauch-, Hüft- und Beinschmerzen. Bei einer ersten Untersuchung sei eine Harnwegsinfektion festgestellt worden. Am 2. Januar sei er auf die Intensivstation verlegt worden. Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum sorgten der Klinik zufolge für Probleme. Mittlerweile sei die Infektion abgeklungen. Austin mache Fortschritte und es sei «eine vollständige Genesung» zu erwarten, dies könne aber ein langer Prozess sein. «Während dieses Aufenthalts hat Minister Austin nie das Bewusstsein verloren und wurde nie einer Vollnarkose unterzogen», so das Krankenhaus.

Reaktion des Weißen Hauses

Das Weiße Haus reagierte irritiert auf die Neuigkeiten. US-Präsident Biden habe erst am Morgen, also wenige Stunden vor der Öffentlichkeit, von der Krebsdiagnose seines Ministers erfahren. «Das ist nicht die Art und Weise, wie das geschehen soll», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. Deshalb wolle Biden, dass die Abläufe für solche Fälle in der Regierung überprüft werden. Ein entsprechendes Schreiben sei an die Ministerien verschickt worden.

Aus diesem Vorfall müsse man lernen, mahnte Kirby. Als Kabinettsmitglied wisse jeder, dass mit dem Amt die Verpflichtung einhergehe, so transparent wie möglich zu sein. Biden wünsche Austin nun gute Besserung. Auf die Frage, ob Biden plane, bis zum Ende seiner Amtszeit Anfang kommenden Jahres an Austin festzuhalten, sagte Kirby: «Ja.»

Austin ist seit Beginn von Bidens Amtszeit Anfang 2021 Mitglied in dessen Kabinett. Er ist der erste Schwarze an der Spitze des Pentagons. Den ehemaligen Vier-Sterne-General war bis 2016 Kommandeur der im Nahen Osten stationierten US-Streitkräfte. Auf diesem Posten war er verantwortlich für die US-Einsätze im Irak, in Syrien und in Afghanistan. Zu Beginn seiner mehr als 40-jährigen Karriere im US-Militär war Austin auch in Deutschland stationiert.

@ dpa.de