Fristende, Feuerpause

Im Gaza-Krieg bangen die Menschen weiter um die verbliebenen Geiseln der islamistischen Hamas.

30.11.2023 - 05:40:36

Fristende für Feuerpause im Gaza-Krieg naht. Kommt es zur weiteren Verlängerung der Feuerpause oder wird der Krieg fortgesetzt? Der Überblick.

Im Gaza-Krieg haben die Verhandlungen über eine weitere Verlängerung der Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Hamas kurz vor Ablauf der Frist angedauert. Es sei fraglich, ob es zu einer Verlängerung komme, noch gebe es keine Einigung, sagte der israelische Armeesprecher Doron Spielman wenige Stunden vor Fristablauf.

Die Verhandlungen könnten schwieriger geworden sein, da die meisten der nach Gaza entführten Frauen und Kinder inzwischen freigelassen wurden. Die Hamas könnte jetzt deutlich mehr palästinensische Häftlinge aus Israels Gefängnissen im Gegenzug für Männer und Soldaten fordern. Es wurde erwartet, dass die Feuerpause um 06.00 Uhr MEZ endet.

Weitere Deutsche frei

Die Terrororganisation hatte am Mittwoch weitere 16 Geiseln freigelassen. Es handelte sich wie schon in den Tagen zuvor um zehn Israelis, teilte die israelische Armee am Mittwoch mit. Darunter sind drei Deutsche, bestätigte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Im Gegenzug setzte Israel eine weitere Gruppe von 30 Palästinensern aus israelischen Gefängnissen auf freien Fuß, wie die israelische Gefängnisbehörde in der Nacht mitteilte.

Guterres fordert Waffenstillstand

Eine weitere Verlängerung der Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gaza-Krieg reicht nach Ansicht von UN-Generalsekretär António Guterres nicht aus. Er fordert einen «echten humanitären Waffenstillstand». Auf der Plattform X (vormals Twitter) schrieb Guterres am Mittwochabend: «Es laufen Verhandlungen über eine Verlängerung der Feuerpause – was wir sehr begrüßen –, aber wir brauchen einen echten humanitären Waffenstillstand».

Biden: wollen Freilassung aller Geiseln erreichen

US-Präsident Joe Biden dankte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, sowie Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi «für ihre fortgesetzte Partnerschaft in diesem Prozess und ihr andauerndes Engagement, alle Geiseln nach Hause zu bringen und mehr Hilfe für die unschuldigen Menschen in Gaza zu leisten», hieß es in der Stellungnahme.

Die USA blieben weiter «entschlossen, die Freilassung aller Personen zu erreichen, die von der Hamas während ihres brutalen Terrorangriffs auf Israel am 7. Oktober als Geiseln genommen wurden, erklärte der US-Präsident in der Stellungnahme weiter. Näher ging Biden auf eine mögliche Verlängerung der Feuerpause in der Erklärung nicht ein. Sein Außenminister Antony Blinken hatte zuvor zugesagt, «alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Pause zu verlängern». Er wird nach seinen eigenen Angaben erneut in Israel sein.

Seit Freitag gilt eine Feuerpause, während der nach Gaza verschleppte Geiseln und palästinensische Gefangene aus Israel ausgetauscht wurden. Die Kampfpause wurde zuletzt um zwei Tage verlängert. Damit würde sie ohne erneute Verlängerung am Morgen ablaufen. Nach der ursprünglichen Übereinkunft der Kriegsgegner soll die Feuerpause auf maximal bis zu zehn Tage verlängert werden können.

Israel: Werden Krieg gegen Hamas fortsetzen

Israels Ministerpräsident Netanjahu kündigte in einer Mitteilung an, die Kämpfe wiederaufzunehmen, wenn «diese Phase der Rückkehr unserer Geiseln vollendet ist». Auch Armeesprecher Spielman erklärte, man sei für den Fall, dass die jetzige Frist ablaufe, für die Fortsetzung der militärischen Operation zur völligen Vernichtung der Hamas bereit.

Im Westjordanland kam es unterdessen laut dem Roten Halbmond zu Zusammenstößen zwischen Soldaten und Menschen, die auf die Heimkehr der Palästinenser warteten. Dabei soll es Verletzte gegeben haben. Bei einem israelischen Anti-Terror-Einsatz waren zuvor mehrere Palästinenser im besetzten Westjordanland getötet worden.

Die bisherige Feuerpause habe die Bereitstellung von Hilfe für den Gazastreifen verbessert, erklärte UN-Generalsekretär Guterres. Doch die Menge der Hilfe reiche nach wie vor nicht aus, um den enormen Bedarf von mehr als zwei Millionen Menschen zu decken, schrieb Guterres auf X. Zivilisten benötigten einen kontinuierlichen Fluss lebensrettender humanitärer Hilfe in das und im gesamten Gebiet.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze begangen haben. Dabei wurden mehr als 1200 Menschen getötet. Etwa 240 Geiseln wurden nach Gaza verschleppt, auch mehrere Deutsche. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Blockade des Gazastreifens. Ende Oktober begannen seine Streitkräfte eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben der Hamas fast 15.000 Menschen getötet und mehr als 36 000 verletzt. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Was heute wichtig wird

Die verlängerte Feuerpause läuft am Morgen aus. Ob sie verlängert wird, bleibt abzuwarten. Derweil wird US-Außenminister Blinken erneut zu Gesprächen in Israel erwartet.

@ dpa.de