Casino, Demenz

Japan zeigt Kreativität im Kampf gegen Demenz

21.12.2017 - 13:14:06

Demenz ist für Betroffene und Angehörige eine schwere Krankheit. Dennoch können beide Seiten immer noch viel Freude am Leben haben. Dies beweisen vor allem neue Ideen, die aus Japan kommen und zeigen, wie die Patienten am gesellschaftlichen Zusammensein teilhaben können und daran Freude haben können. Im Gegenzug wird gleichzeitig Akzeptanz und Toleranz seitens der Gesellschaft für Demenzkranke gefordert.

Die japanische Bevölkerung altert immer schneller und damit erhöhen sich auch die Demenzfälle
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Quelle: beeboys – 376757743 / Shutterstock.com

Demenz ist weder für Betroffene noch für Angehörige eine einfache Krankheit. Der Umgang damit ist für beide Seiten meistens sogar eine schwere Herausforderung. Dank Fortschritt in Technologie, Wirtschaft und auf den ersten Blick verrückt erscheinenden Ideen kann Patienten jedoch ein freudiges Leben ermöglicht werden. Aus der Not heraus besitzt vor allem Japan in dieser Hinsicht einiges an Erfindungsreichtum. Eine Kommune bietet beispielsweise kostenlose QR-Codes an, die auf den Fingernagel geklebt werden und in Tokio gab es sogar für kurze Zeit ein Restaurant, in dem Demenzkranke als Kellner arbeiteten. 

Wie ein Casino hilft

Eine Tagesstätte für Senioren wurde sogar wie ein Casino eingerichtet. Verantwortlich dafür zeigte sich der Begründer der Tagesstätte Kaoru Mori, der bei einem Besuch in Las Vegas zu diesem Einfall inspiriert wurde. Anstatt üblicher Senioren-Aktivitäten können Patienten hier an verschiedenen Automatenspielen und Tischspielen wie z.B. „Baccara“ teilnehmen. Diese Spiele machen den Gästen nicht nur Spaß, sondern fordern sie auch auf geistiger Ebene weiter heraus. Hierbei handelt es sich natürlich nicht um eine echte Spielbank, sondern um eine Casino-Attrappe. Doch bis diese innovative Idee nach Deutschland kommt, kann es wohl noch einige Zeit dauern. Hier kann man immerhin in richtigen Casinos bzw. Online-Casinos spielen, so wie z.B. im Wunderino Casino, welches letztes Jahr an den Start ging. Das Casino ermöglicht es Spielern Freispiele auszuprobieren. Diese dürfen allerdings nur für bestimmte Automatenspiele verwendet werden. Viele Möglichkeiten also, um sich auszutoben und den Geist anzuregen.

Wie Demenz erkennen?

Jeder verlegt hin und wieder einen wichtigen Gegenstand oder hat Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Das heißt noch lange nicht, dass jemand unter Demenz leidet. Es gibt allerdings gewisse Demenz-Symptome, auf die Angehörige und Freunde ab einem bestimmten Alter achten sollten:

Symptom

Erklärung

Veränderung in der Persönlichkeit

Betroffene sind öfters als zuvor reizbar und es fällt auf, dass sie häufig innerlich unruhig sind.

Schwierigkeiten bei der Lösung komplexer Herausforderungen

Den Betroffenen fällt es immer schwerer, schwierigere Aufgaben zu erledigen, die vorher keinerlei Mühe gemacht haben. Zum Beispiel kann der Umgang mit technischen Geräten, die Essenszubereitung, einkaufen, usw. Schwierigkeiten bereiten. Auch Rechenaufgaben oder schon das Lesen der Uhr kann problematischer werden.

Vergessen

Viele alltägliche Handlungen wie z.B. Unterhaltungen oder Verabredungen werden vergessen, Gegenstände werden regelmäßig verlegt.

Verlust der Orientierung

Selbst an bekannten Orten, an denen sich Betroffene vorher ohne Probleme zurechtgefunden haben, werden sie immer orientierungsloser.

 Tabelle: Hierbei handelt es sich lediglich um Anhaltspunkte, die Angehörige und Freunde im Auge behalten sollten. Eine professionelle Untersuchung und Diagnose sind aber unabdingbar. Bei einer richtigen medizinischen Untersuchung wird die Demenzkrankheit unter anderem auch von anderen Krankheiten abgegrenzt. Zum Beispiel können Depressionen ebenfalls zu einer verminderten geistigen Leistungsfähigkeit führen.

Demenzkranke verirren sich in Japan

Beim Umgang mit Demenzkranken kann Deutschland noch einiges von Japan lernen, denn dort werden einige interessante Ideen entwickelt. Dies hat gute Gründe, denn das Land hat mit einer zunehmenden Anzahl von Demenz-Patienten zu kämpfen. Im Jahr 2015 wurden 12.000 Patienten vermisst. Auch wenn viele dieser kranken Menschen wiedergefunden werden konnten, sind Hunderte verstorben.

Warum nimmt Demenz zu?

Der demografische Wandel schreitet in Japan noch viel radikaler und schneller voran, als es in Deutschland der Fall ist:

  • schon heute leiden 4,62 Millionen Japaner unter Demenz
  • im Jahr 2025 werden schätzungsweise 30 Prozent der Einwohner Japans über 65 Jahre alt sein
  • circa jeder fünfte Japaner wird also bis dahin unter Demenz leiden
  • Schätzungen zufolge, wird die Zahl an Demenzkranken in Japan bis zum Jahr 2025 auf sieben Millionen anwachsen

Demenz - Was kann man dagegen tun?

Mit dem sogenannten Orange Plan möchte die japanische Regierung dafür sorgen, dass betroffene Menschen auch würdevoll im Kreis der Familie weiterleben können. Darüber hinaus sollen Diagnose- und Pflegemöglichkeiten verbessert werden. Weiterhin soll der Plan eine bessere Kooperation zwischen den verschiedenen Regierungsorganisationen sicherstellen. Außerdem wird mehr Geld in die Forschung gesteckt, um die Krankheit künftig besser zu behandeln und vielleicht sogar verhindern zu können.

Wo findet Demenz-Forschung statt?

Auf dem Forschungsgebiet tut sich in Japan momentan einiges: Ein neues Datenzentrum soll Genome mithilfe von künstlicher Intelligenz analysieren. Die Daten sollen bessere Aufschlüsse über die Ursachen und den Verlauf der Krankheit geben. Hierbei würde es sich um das größte Datenzentrum dieser Art in Japan handeln. Generell soll auch anders auf die Betroffenen und deren Angehörigen zugegangen werden. Viele japanische Angestellte müssen nämlich ihren Job kündigen, um sich um demenzkranke Familienangehörige zu kümmern. Zwar sieht das Gesetz einen entsprechenden Urlaub zur Pflege vor, allerdings kann und wird dieses nicht überall vollzogen. Zum Teil liegt dies auch daran, dass gerade kleinere Unternehmen nicht genügend Kapazitäten übrighaben, um den Arbeitsausfall aufzufangen.

Wie Demenzkranke beschäftigen?

Ein wichtiger Bestandteil dieser neuen Herangehensweise ist die Integration von Patienten in die Gesellschaft. Natürlich muss dazu auch die Gesellschaft Berührungsängste ablegen. Neben der Casino-Attrappe, die ins Leben gerufen wurde, finden sich noch viele andere kreative Ideen, welche demenzkranken Menschen helfen können, einen lebenswerten Alltag zu genießen. So eröffnete ein Fernsehmanager in Tokio für kurze Zeit ein Restaurant, in dem demenzkranke Kellnerinnen und Kellner arbeiten. Im „Restaurant der falschen Bestellungen“ wussten die Besucher natürlich, was sie erwartet. Für die erkrankten Mitarbeiter war es jedenfalls eine Bereicherung. Das Projekt gab es allerdings nur für kurze Zeit. 

Wie QR-Codes helfen können

Etwas umstrittener ist dagegen die Idee, Demenzkranke mit einem QR-Code auf einen ihrer Finger- oder Fußnägel auszustatten, wie es in der Stadt Iruma eingeführt wurde. Der kostenlose Service soll dabei helfen, verschwundenen bzw. verirrten Patienten den Weg zurück nach Hause zu ermöglichen. Die Behörden können den Code einscannen und anhand einer Identitätsnummer die Identität des Betreffenden feststellen. Auch um die Haltbarkeit der QR-Code-Sticker müssen sich die Träger keine Sorgen machen: Selbst an regnerischen Tagen halten die Sticker bis zu zwei Wochen am Fingernagel.

 

Quelle: beeboys – 376757743 / Shutterstock.com