Auf einem Berliner Schulhof werden zwei Mädchen niedergestochen.
04.05.2023 - 12:12:02Messerangriff an Grundschule: Täter soll in Psychiatrie. Die Hintergründe der Tat vom Mittwoch sind noch völlig offen, jedoch gibt es Anhaltspunkte für den Drogenkonsum des Täters.
Die Berliner Staatsanwaltschaft beantragt nach dem Messerangriff an einer Grundschule die Unterbringung des mutmaßlichen Täters in einem psychiatrischen Krankenhaus statt einer Untersuchungshaft in einem Gefängnis. Das sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft heute der dpa. Der entsprechende Antrag werde beim Ermittlungsrichter gestellt. Noch heute müsse der Richter darüber entscheiden.
Es gebe Anhaltspunkte, dass der Mann unter psychischen Beeinträchtigungen leide, sagte die Sprecherin. Daher sei die Unterbringung im Krankenhaus des Maßregelvollzugs statt der Untersuchungshaft angebracht. Der 38-jährige mutmaßliche Täter ist ein Deutscher, der in Berlin wohnt. Weitere Informationen zu dem Mann gab es zunächst noch nicht.
Bei dem Angriff gestern Nachmittag wurden nach Polizeiangaben zwei Mädchen (sieben und acht Jahre alt) verletzt - eines schwer, das andere schwebte zunächst in Lebensgefahr, heute hatte sich sein Zustand etwas gebessert. Beide wurden im Krankenhaus behandelt. Wie es zu der Tat auf dem Schulhof der Evangelischen Schule Neukölln in der Mainzer Straße kam und welchen Hintergrund sie hatte, blieb zunächst unklar.
«Es gibt keine Erkenntnisse zu einem Motiv des Beschuldigten», teilten Polizei und Staatsanwaltschaft heute mit. Möglicherweise war der Mann wegen Rauschgiftkonsums psychisch krank. Es sollen «Anhaltspunkte für eine möglicherweise durch Betäubungsmittel induzierte psychische Erkrankung vorliegen». Der 38-jährige Mann gestand die Tat, so die Ermittler.
Der mutmaßliche Täter wurde am Tatort festgenommen. Eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Bildung sagte am Mittwochabend, dass von einem Einzeltäter ausgegangen werde. Die Tat sei weder politisch noch religiös motiviert gewesen. Die beiden verletzten Mädchen sind nicht verwandt. Laut der Zeitung «B.Z.» hatte der Verdächtige keine Beziehung zu seinen Opfern.
Seelsorger im Einsatz
Der Unterricht an der Evangelischen Schule Neukölln sollte für den Rest der Woche ausfallen. Nun sei die Schule heute und morgen als «Begegnungsstätte» geöffnet. Es herrsche aber keine Schulpflicht. «Die ganze Schulgemeinde ist tief betroffen und entsetzt», schrieb Schulleiter Thorsten Knauer-Huckauf auf der Internetseite.
Der Messerangriff war aus Sicht des Senats ein «absoluter Einzelfall und eine Tragödie». Den Angriff hätte man nach aktuellem Wissensstand nicht verhindern können, sagte eine Sprecherin der Senatsbildungsverwaltung heute.
Der Schutz vor Angriffen, so gut man ihn überhaupt gewährleisten könne, sei an Berliner Schulen sehr gut vorhanden. Der Fall vom Mittwoch sei aber nach derzeitigem Stand nicht zu verhindern gewesen. Das Personal an Berliner Schulen sei für Notfälle dieser Art geschult. «Ein Restrisiko wird man niemals ausschließen können», so die Sprecherin.
Etwa 30 Schülerinnen und Schüler haben den Messerangriff gesehen. Auch Erzieher des Hortes der Evangelischen Schule Neukölln, die die Kinder am Mittwochnachmittag betreuten, hätten die Tat beobachtet, sagte die Sprecherin der Evangelischen Schulstiftung der EKBO am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.
Für Schüler, Lehrer und Eltern sollen laut Senat am Donnerstag Beratungen und andere Unterstützungen angeboten werden. Bereits am Mittwoch waren psychologisch geschulte Helfer vor Ort im Einsatz. Auf dem Schulhof sollen anderen Kinder den Angriff miterlebt haben.
Schule bittet um Zeit und Ruhe
Die Schulleitung bittet daher auch um Rücksichtnahme. «Wir sorgen uns um die Kinder und Kolleginnen und Kollegen, die bei der Tat zugegen waren. Außerdem müssen wir davon ausgehen, dass auch Mitglieder unserer Schulgemeinde, die nicht selbst anwesend waren, unter einem schwerem Schock stehen», teilte der Leiter der Evangelischen Schule Neukölln, Thorsten Knauer-Huckauf, heute auf der Internetseite mit.
Die Schule bitte daher die Presse, «sich weder heute noch in Zukunft mit Fragen an Schülerinnen und Schüler oder unsere Mitarbeitenden zu wenden», stattdessen wurde eine E-Mail-Adresse für Presseanfragen angegeben. Schüler, Lehrer und Eltern bräuchten Zeit und Ruhe, um das schreckliche Ereignis zu verarbeiten. «Wir hoffen, dass man uns diese Zeit und Ruhe lässt.»
Am Mittwochnachmittag kurz nach 15.00 Uhr hatte ein Mann auf dem Schulhof an der Mainzer Straße mit einem Messer auf die beiden Mädchen im Alter von sieben und acht Jahren eingestochen. Den mutmaßlichen Täter, einen 38-jährigen Mann, nahm die Polizei nahe dem Tatort fest. Auch das Messer wurde gefunden. Laut der Zeitung «B.Z.» soll der Mann nicht geflohen sein.