Berlin, Deutschland

Berlins Landesparlament wird alle fünf Jahre gewählt.

12.02.2023 - 08:25:09

Wiederholungswahl in Berlin hat begonnen. Eigentlich. Denn weil es 2021 nicht richtig klappte, müssen die Wählerinnen und Wähler nun schon wieder ran.

  • Der Berliner Verfassungsgerichtshof erklärte die Abstimmung vom 26. September 2021 für ungültig. - Foto: Jens Kalaene/dpa

    Jens Kalaene/dpa

  • Das Rote Rathaus in Berlin. - Foto: Paul Zinken/dpa

    Paul Zinken/dpa

  • Wählerinnen und Wähler stehen am Morgen in einem Wahllokal im Berliner Bezirk Pankow. - Foto: Monika Skolimowska/dpa

    Monika Skolimowska/dpa

  • Bettina Jarasch, Spitzenkandidatin Bündnis90/DieGrünen, gibt gemeinsam mit ihrem Mann Oliver bei der Wahl zum Abgeordnentenhaus Berlin ihre Stimme ab. - Foto: Axel Heimken/dpa

    Axel Heimken/dpa

  • Landeswahlleiter Stephan Bröchler kommt zur Stimmabgabe in ein Wahllokal im Berliner Bezirk Pankow. - Foto: Monika Skolimowska/dpa

    Monika Skolimowska/dpa

  • Kai Wegner, Spitzenkandidat der Berliner CDU, kommt in der Grundschule am Ritterfeld zur Stimmabgabe für die Wiederholungswahl zum Berliner Abgeordnetenhaus. - Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

    Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Der Berliner Verfassungsgerichtshof erklärte die Abstimmung vom 26. September 2021 für ungültig. - Foto: Jens Kalaene/dpaDas Rote Rathaus in Berlin. - Foto: Paul Zinken/dpaWählerinnen und Wähler stehen am Morgen in einem Wahllokal im Berliner Bezirk Pankow. - Foto: Monika Skolimowska/dpaBettina Jarasch, Spitzenkandidatin Bündnis90/DieGrünen, gibt gemeinsam mit ihrem Mann Oliver bei der Wahl zum Abgeordnentenhaus Berlin ihre Stimme ab. - Foto: Axel Heimken/dpaLandeswahlleiter Stephan Bröchler kommt zur Stimmabgabe in ein Wahllokal im Berliner Bezirk Pankow. - Foto: Monika Skolimowska/dpaKai Wegner, Spitzenkandidat der Berliner CDU, kommt in der Grundschule am Ritterfeld zur Stimmabgabe für die Wiederholungswahl zum Berliner Abgeordnetenhaus. - Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Zweiter Versuch nach einem beispiellosen Desaster: Gut 16 Monate nach der von Pannen und organisatorischen Problemen geprägten Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus hat die Abstimmung an diesem Sonntag begonnen. Etwa 2,4 Millionen Berlinerinnen und Berliner sind aufgerufen, ein neues Landesparlament zu wählen.

Die Wahllokale öffneten am Sonntag um 8 Uhr. Landeswahlleiter Stephan Bröchler zeigt sich zum Start der Wiederholungswahl für das Abgeordnetenhaus in Berlin optimistisch. «Ich bin zuversichtlich, dass heute alles hoffentlich gut funktioniert», sagte er am Sonntagmorgen nach dem Wählen vor einem Wahllokal in Pankow. Bei ihm selbst sei am Morgen alles problemlos abgelaufen.

Vor der Wiederholungswahl habe man die Kommunikation mit den Bezirken intensiviert, mit der Druckerei gesprochen und alles genau kontrolliert, sagte Bröchler. Von einem ganz pannenfreien Sonntag gehe er dennoch nicht aus. «Wir sollten so gegen 18 Uhr alle Informationen zusammen haben, was im Großen und Ganzen gut gelaufen ist, ich hoffe möglichst viel, und wo es halt auch zu kleineren Pannen gekommen ist», sagte Bröchler. «Denn das wird auch passieren.» Es gebe keine fehlerlose Wahl. Deshalb spreche er gerne von einer «reibungsarmen» Wahl. «Also kleinere Wahlfehler werden auch heute vorkommen, aber eben quasi nicht diese strukturellen Fehler wie wir sie 2021 hatten.»

Verfassungsgerichtshof sah «schwere systemiche Mängel»

Auch die Wahlen zu den zwölf Bezirksverordnetenversammlungen finden noch einmal statt: Hierbei können 2,7 Millionen Wahlberechtigte ihre Stimme abgeben, darunter auch 16- und 17-jährige Deutsche und in Berlin lebende ausländische EU-Bürger ab 16 Jahren.

Angeordnet hatte die in Deutschland in dieser Form noch nie dagewesene Wahlwiederholung der Berliner Verfassungsgerichtshof. Er erklärte die Abstimmung vom 26. September 2021 wegen «schwerer systemischer Mängel» und zahlreicher Wahlfehler für ungültig.

Die Wiederholungswahl könnte die politischen Verhältnisse in der Stadt verändern. Seit 2016 regieren SPD, Grüne und Linke zusammen, im Dezember 2021 erneuerten sie die Koalition. Seither ist die frühere Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) Regierende Bürgermeisterin, sie muss nun aber um ihr Amt fürchten.

Möglich wären nach den letzten drei Umfragen vom vergangenen Donnerstag unterschiedliche Bündnisse. Neben einer CDU-geführten Koalition wäre auch denkbar, dass SPD, Grüne und Linke zusammen weiterregieren. Die CDU könnte also trotz eines Wahlsiegs am Ende leer ausgehen. Die Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch präferiert nach eigener Aussage eine Fortsetzung der bisherigen Koalition, allerdings unter ihrer Führung. Die SPD und Giffey wiederum trafen keine Koalitionsaussage.

Legislaturperiode verlängert sich nicht

Wer auch immer künftig in Berlin koaliert, kann es maximal bis 2026 tun. Da es sich um eine Wiederholungs- und keine Neuwahl handelt, ändert sich nichts an der Legislaturperiode. Sie begann 2021 und dauert fünf Jahre. Die Parteien müssen mit denselben Bewerberinnen und Bewerbern antreten wie bei der Pannen-Wahl. Direktkandidaten, die nicht nochmals antreten wollten oder konnten, wurden durch Nachrücker von den Parteilisten ersetzt.

Regulär besteht das Berliner Abgeordnetenhaus aus 130 Abgeordneten. Aktuell sind es durch Überhang- und Ausgleichsmandate 147. Sechs Parteien sind dort vertreten: SPD, Grüne, CDU, Linke, AfD und FDP.

Die Wahl zum Abgeordnetenhaus 2021 hatte die SPD mit 21,4 Prozent der Zweitstimmen gewonnen, ihrem historisch schlechtesten Ergebnis in Berlin. Es folgten die Grünen mit ihrem bis dato besten Berliner Ergebnis von 18,9 Prozent. Die CDU folgte mit 18,0 Prozent und konnte damit ihr historisch schlechtestes Berlin-Resultat von 2016 (17,6 Prozent) nur knapp überbieten. Die Linke erreichte 14,1 Prozent, die AfD 8,0 Prozent und die FDP 7,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 75,4 Prozent. Der recht hohe Wert war auch der Tatsache geschuldet, dass im September 2021 parallel noch die Bundestagswahl stattfand.

Risse in der Koalition

Hauptthemen im Wahlkampf, in dem auch Risse zwischen den bisherigen Koalitionspartnern SPD und Grüne deutlich wurden, waren Wohnungsbau und Mieten, die Modernisierung der Verwaltung sowie die Klima- und Verkehrspolitik. Nach den Silvesterkrawallen mit Angriffen auf Polizisten und Rettungskräfte wurde heftig über Jugendgewalt, Täter mit Migrationshintergrund und Integrationsprobleme diskutiert. Zudem stritten die Parteien über die Umsetzung des Volksentscheids für eine Enteignung großer Wohnungskonzerne 2021. Das Thema könnte bei Koalitionsverhandlungen nach der Wahl eine große Rolle spielen.

Zu den Problemen am 26. September 2021, die Berlin bundesweit und international in ein schlechtes Licht rückten, zählten falsche, fehlende oder eilig kopierte Stimmzettel, zu wenige Wahlurnen, die zeitweise Schließung von Wahllokalen sowie lange Schlangen davor mit Wartezeiten von mitunter mehreren Stunden. In rund der Hälfte der mehr als 2200 Wahllokale stimmten Wähler damals nach 18.00 Uhr ab, als Medien schon Prognosen und Hochrechnungen verbreiteten.

Auch die Bundestagswahl in Berlin könnte wegen der damaligen Pannen teilweise oder ganz wiederholt werden. Darüber entscheidet das Bundesverfassungsgericht - wann ist noch offen.

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Tagessieg für Clayton: Darts-Serie von Price endet in Berlin. Die Favoriten um Weltmeister Smith und Dauersieger Price erleben diesmal einen schwierigen Abend. Rund 10.000 Fans feiern in der Berliner Arena die Darts-Premier-League. (Sport, 31.03.2023 - 00:02) weiterlesen...

Co-Leiterin Mariette Rissenbeek verlässt Berlinale. Vor vier Jahren haben der Italiener Chatrian und die Niederländerin Rissenbeek die Festivalleitung übernommen. Nun gibt es eine Veränderung. Die Berlinale zählt zu den großen Filmfestivals der Welt. (Unterhaltung, 30.03.2023 - 18:33) weiterlesen...

König Charles: Ovationen im Bundestag, Käse in Brandenburg. Und er gibt sich volksnah. An Tag zwei seines Staatsbesuchs setzt Charles gezielt die für ihn wichtigen Themen: deutsch-britische Verbundenheit, militärische Zusammenarbeit, Ukraine-Krieg, Nachhaltigkeit. (Unterhaltung, 30.03.2023 - 17:55) weiterlesen...

Charles' Besuch: Ovationen im Bundestag, Käse in Brandenburg. gezielt die für ihn wichtigen Themen: deutsch-britische Verbundenheit, militärische Zusammenarbeit, Ukraine-Krieg, Nachhaltigkeit. Und er gibt sich volksnah. An Tag zwei seines Staatsbesuchs setzt Charles III. (Unterhaltung, 30.03.2023 - 15:45) weiterlesen...

Charles mit Charme: Ovationen im Bundestag, Käse in Brandenburg. gezielt die für ihn wichtigen Themen: deutsch-britische Verbundenheit, militärische Zusammenarbeit, Ukraine-Krieg, Nachhaltigkeit. Und er gibt sich volksnah. An Tag zwei seines Staatsbesuchs setzt Charles III. (Unterhaltung, 30.03.2023 - 15:44) weiterlesen...

Charles III. spricht als erster Monarch im Bundestag. Bei seiner Rede begeistert er mit viel Herzlichkeit - und britischem Humor. Goldenes Buch, Kanzleramt, Ökodorf: Der britische Monarch hat ein strammes Programm während seines Staatsbesuchs in Deutschland. (Unterhaltung, 30.03.2023 - 14:03) weiterlesen...