HANNOVER - Im Streit über den Stellen- und Flottenabbau bei Tuifly haben sich Piloten und Management zu neuen Gesprächen zusammengerauft - ein Ergebnis lässt aber noch auf sich warten.
04.02.2021 - 21:09:31Sackgasse oder Neubeginn? Piloten und Tuifly wollen weiter beraten. Beide Seiten vertagten sich am Donnerstagabend. Nach dem Abbruch im Herbst hatten sie erst kürzlich wieder zueinander gefunden. Wie ein Tuifly-Sprecher sagte, sollen die Beratungen in der kommenden Woche fortgesetzt werden. Ein Termin sei noch nicht festgelegt. Beide Seiten hätten Stillschweigen zum Stand der Dinge vereinbart.
Konzernchef Fritz Joussen will angesichts des Geschäftseinbruchs in der Pandemie weltweit rund 8000 Stellen streichen. Dies soll vorwiegend im Ausland geschehen. Aber auch bei Tuifly, in Reisebüros oder in der Verwaltung sind empfindliche Kürzungen vorgesehen. Im Sommer war von bis zu 900 betroffenen Vollzeitstellen bei der Airline die Rede - bei rund 2000 Vollzeitstellen insgesamt, davon etwa 1400 Piloten und Flugbegleitern.
Parallel zu den wiederaufgenommenen Gesprächen läuft ein sogenanntes Einigungsstellen-Verfahren nach dem Betriebsverfassungsgesetz, um einen Sozialplan und Interessenausgleich zu erreichen. Tui erklärte, an einer eigenen, vollständig selbst betriebenen Fluggesellschaft festhalten zu wollen. Bei Gewerkschaftern gibt es jedoch auch Sorgen, dass nur eine Art Rumpf übrig bleibt und künftig viele Jets extern angemietet werden müssen, wenn die Nachfrage stärker zurückkehrt.
Kritiker verweisen zudem darauf, dass die Tui-Gruppe bereits staatliche Milliardenhilfen im Kampf gegen die Umsatzeinbrüche erhält. Andererseits sind Sparvorgaben auch Teil der Bedingungen für Kredite und Bürgschaften. Auch in Großbritannien, Belgien, den Niederlanden und Schweden betreibt der Konzern eigener Zubringer. Die europäischen Airline-Marken von Tui sollen laut den vom Aufsichtsrat beschlossenen Plänen aus dem vergangenen Juni nun gebündelt werden.