Aktien, Anleger

War es das schon mit dem Crash?

Vorgestern schon zogen die US-Indizes an, gestern erholt sich der DAX weiter. Nun kommt natürlich sofort die Frage auf: War es das schon, geht jetzt alles wieder seinen normalen Lauf oder wird der Crash fortgesetzt?

Lassen Sie sich nicht verführen

Sie sollten dazu nun unbedingt eine Meinung einnehmen. In einem zweiten Schritt sollten Sie diese Meinung anderen gegenüber energisch vertreten. Das hilft, aus der eigenen Meinung eine Überzeugung zu machen. Wenn Sie sich dann selbst erst einmal komplett überzeugt haben, sollten Sie unbedingt Ihr ganzes Vermögen genau auf diese Überzeugung investieren. Sehr hilfreich kann es dabei sein, auch noch Kredite insbesondere dann aufzunehmen, wenn der Markt nicht das tut, was er Ihrer neu gewonnenen Überzeugung nach machen sollte. Diese Kredite investieren Sie auch noch, schließlich ist der Markt irrational und wird bestimmt bald das machen, was Sie denken, was er machen soll.

So ironisch und wenig ernst der vorangegangene Absatz gemeint ist, so ernst ist der Hintergrund. Denn genau das geschieht immer und immer wieder an den Börsen. Aus Meinungen werden Überzeugungen aus Überzeugungen entstehen große Fehler. Die Fakten sehen anders aus!

Halten Sie sich daher an die Fakten:

  1. Sie wissen nicht, wie es weiter geht!
  2. Wenn Sie nicht wissen, wie es weiter geht, achten Sie auf das, was geschieht.
  3. Daraus ergeben sich Wahrscheinlichkeiten
  4. Passen Sie die Positionsgrößen an diese Wahrscheinlichkeiten an.

Dies ist tatsächlich der einzige Weg, langfristig halbwegs erfolgreich an den Börsen zu werden. Um das ein wenig bildlich zu verdeutlichen, habe ich für Sie den folgenden DAX-Chart gezeichnet:

Ich habe Ihnen in diesem Chart grob eingezeichnet, wie die weitere Kursbewegung nach dem Crash der vorangegangenen Tage das Bild vom bearishen (rot) zum bullishen (grün) hin verändert. Es kommt jetzt auf die aktuelle Gegenbewegung an. Die Gegenbewegung verrät uns die eigentliche Verfassung des Marktes!

Wäre diese zum Beispiel nur bis zur 10.229-Punkte-Marke gelaufen, das entspricht 38,2 Prozent (Fibonacci-Retracement) der vorherigen Abwärtsbewegung seit dem Zwischenhoch bei 11.700 Punkten, wäre das Bild sehr bearish geblieben (dunkelrot).

Das gilt auch, wenn der DAX nun lediglich bis zur 10.504er Marke läuft. Dann hätte er die Hälfte (50 Prozent) dieser vorangegangenen Abwärtsbewegung wieder aufgeholt.

Es wird also erst über dieser Marke leicht bullisher. Doch auch eine Kursbewegung von 61,8 Prozent kann noch als Gegenreaktion des starken Abverkaufs angesehen werden, zumal in diesem Bereich weitere Widerstände liegen.

Erst über dieser Marke, also über der 10.776er Marke, wird das Bild merklich bullisher. Dieser bullishe Eindruck wird dann stärker, je weiter der DAX steigt. Wenn das Zwischenhoch vor dem Crash überwunden wird, ist dieser abgearbeitet.

Wir befinden uns jedoch zusätzlich in einer größeren Konsolidierung. Das bedeutet: Erst wenn das vorangegangen Hoch (das Allzeithoch bei 12.390,75 Punkten im DAX) nachhaltig überwunden wird, ist diese Konsolidierung zu Ende. Erst dann befindet sich der DAX wieder im Bullenmodus. So erklären sich die weiteren Grün-Töne.

Eine starke Gegenreaktion allein ist noch kein bullishes Signal!

Lassen Sie sich also nicht von den hohen prozentualen Gewinnen im DAX verwirren. Der DAX muss schon deutlich mehr liefern, damit dieser Crash als beendet angesehen werden kann! Bis jetzt ist alles nur eine Gegenbewegung ohne direkt bullishen Charakter.

Schöne Tradingchancen vertan

Natürlich, wenn man abwartet, bis der DAX in den grünen Bereich vordringt oder gar das Allzeithoch überwunden hat, ist bereits viel geschehen. Es wäre fast ein wenig schade, so lange zu warten. Und so muss man auch in dieser Situation von Signal zu Signal langsam und vorsichtig wieder einsteigen. Diese Positionen sollte man allerdings – aufgrund der hohen Gefahr, dass der Crash doch noch weiter geht – unbedingt mit dichten Stopps absichern.

Wenn Sie hingegen sehr kurzfristig traden und sehr schnell reagieren können, können Sie natürlich ganz andere Spielchen treiben. Die hohe Volatilität ist ein Traum für jeden Day-Trader.

Viele Grüße

Jochen Steffens

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 28.08.15 09:45 Uhr