PR-Kampagne, Legalisierung

PR-Kampagne für die Legalisierung von Cannabis

20.01.2015 - 09:08:25

Das Thema „Legalisierung von Cannabis“ taucht immer wieder in den Medien auf, doch wirkliche Änderungen bleiben aus. Jetzt versucht der Deutsche Hanfverband das Thema auf die Agenda zu holen – mit einer großen Imagekampagne. In einer Online-Fragestunde hatte Kanzlerin Merkel 2012 die Hoffnungen vieler Cannabis-Befürworter enttäuscht: „Ich stehe dazu ablehnend. Durch eine Legalisierung würde man die Schwelle noch weiter heruntersetzen und wir halten doch die Nebenwirkungen von Cannabis für so gefährlich, dass man das nicht tun sollte.“ In diesem Zusammenhang wies die Kanzlerin auch auf die Zahl von etwa 2 Millionen Konsumenten hin, die sie sowieso schon für zu hoch halte. Bei ihrer Beantwortung der Fragen hielt sie sich streng an die Inhalte des Parteiprogramms, die möglichen positiven Auswirkungen eines regulierten Marktes wurden jedoch kaum thematisiert. Große Änderungen erwarten können die Befürworter der Legalisierung auch zwei Jahre später nicht, denn die Position der CDU ist unverändert. Der Koalitionspartner SPD ist zwar für die Entkriminalisierung von Drogensüchtigen und für mehr Präventionsarbeit, doch an den bestehenden Gesetzen möchte auch die SPD nichts ändern. Die Kampagne des Hanfverbandes startet also in einer Zeit der Stagnation.

Die Kampagne und die Hintergründe

Zu Beginn des Jahres 2014 nahm der Deutsche Hanfverband an der Pro7/Sat1 TV-Show Millionärswahl teil. Im Finale konnte sich der DHV gegen Viva Con Agua durchsetzen und gewann eine Million Euro. Mit diesem Geld wurden drei Spots produziert, die die Themen Entkriminalisierung, Legalisierung und Medizin in den Mittelpunkt rücken. Vor allem der Entkriminalisierungs-Spot hat hohe Wellen geschlagen, trifft er doch mit seiner grundsätzlichen Kritik einen Nerv. Laut DHV-Geschäftsführer Georg Wurth soll der Videoclip verdeutlichen, „wie unsinnig die massenhafte Verfolgung harmloser Konsumenten durch die Polizei ist.“ In diesem Zusammenhang verweist Wurth auch darauf, dass sogar viele Polizisten die Strafverfolgung von Cannabis-Konsumenten „gern beenden würden, um mehr Zeit in die Verfolgung echter Krimineller investieren zu können.“

Viel Resonanz und trotzdem keine Impulse

Da die Fernsehsender die Spots nicht ausstrahlen, wird vermehrt auf Kinos und das Internet gesetzt. Bundesweit sind sie in über 50 Kinos zu sehen, werden bei Youtube regelmäßig angeklickt und bilden Gegenstand von Diskussionen in den Sozialen Medien. Bei Facebook rangiert der Hanfverband mit über 100.000 Likes inzwischen in der oberen Liga der Verbände. Im Vergleich: Die CDU hat dort um die 90.000 Likes. An der aktuellen Diskussion um die Kampagne hat sich auch die Drogenbeauftragte Marlene Mortler von der CSU beteiligt. Sie warf dem Verband vor, auf schäbige Art und Weise mit den Ängsten der Menschen zu spielen. Sie äußerte weiterhin, dass mit einer Legalisierung ein völlig falsches Signal gesendet würde. Vor allem vor dem Hintergrund, dass Cannabis die am häufigsten konsumierte illegale Droge sei.

Colorado – The New Amsterdam

In Deutschland stehen die Zeichen im Gegensatz zu anderen westlichen Ländern momentan nicht auf Veränderung. Die aktuelle Entwicklung der Legalisierung von Cannabisprodukten in einigen Staaten der USA macht vor, wie es gehen könnte. Mittlerweile ist der Handel mit Cannabis in 23 von 50 Bundesstaaten zugelassen. Meistens nur im Rahmen von medizinischen Behandlungen, doch in Colorado ist auch der sonstige Handel seit 2014 legal. Der regulierte Markt äußert sich in sprudelnden Einnahmen für die Staatskasse. Schätzungen zufolge sind im ersten Monat durch die Legalisierung in Colorado etwa zwei Millionen Dollar an Steuergeldern eingenommen worden und 1000 neue Jobs entstanden. Die Forderung einer Legalisierung gibt es schon sehr lange, ohne dass sich in Deutschland diesbezüglich etwas getan hat. Die Argumente von Marlene Mortler ähneln denen der Kanzlerin – es ist daher anzunehmen, dass sich zumindest an der Haltung der CDU/CSU nicht viel ändern wird. Ob die neue Imagekampagne das Ruder herumreißen und der Politik Impulse geben kann, wird sich zeigen.

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