Freenet, Gewinn

Freenet steigt als Großaktinär bei Sunrise ein

20.04.2016 - 15:52:09

Freenet, der nach eigenen Angaben größte netzunabhängige Mobilfunkanbieter in Deutschland, steigt bei Sunrise Communications, dem zweitgrößten Schweizer Telekommunikationsunternehmen ein. Dafür legt das börsennotierte Unternehmen mit Sitz in Büdelsdorf rund 700 Millionen Euro auf den Tisch, finanziert

Freenet, der nach eigenen Angaben größte netzunabhängige Mobilfunkanbieter in Deutschland, steigt bei Sunrise Communications, dem zweitgrößten Schweizer Telekommunikationsunternehmen ein. Dafür legt das börsennotierte Unternehmen mit Sitz in Büdelsdorf rund 700 Millionen Euro auf den Tisch, finanziert durch einen Bankkredit (Brückenfinanzierung mit einer Laufzeit von drei Jahren). In einem ersten Schritt hat Freenet 23,83 Prozent vom Finanzinvestor CVC Capital Partners für je 72,95 Schweizer Franken je Aktie übernommen.

Die britische Beteiligungsgesellschaft CVC Capital Partners steigt damit nach über fünf Jahren und dem Börsengang im vergangenen Jahr komplett bei Sunrise aus. Dieser Schritt hatte sich schon bei der Vorlage der Geschäftszahlen Mitte März abgezeichnet, als CVC seine Verwaltungsratsmitglieder abzog. Eingestiegen war CVC 2010, nachdem die Fusion mit dem Konkurrenten Orangen scheiterte. Damals kaufte CVC seine Anteile von der dänischen TDC-Gruppe und zahlte dafür 3,3 Milliarden Franken. 

Freenet setzt mit dem Einstieg bei Sunrise seine Einkaufstour fort. Erst kürzlich hat der Mobilfunkdienstleister angekündigt, den Rundfunkbetreiber Media Broadcast für 300 Millionen Euro kaufen zu wollen. Mit dem Einstieg bei Sunrise wagt sich Freenet erstmals auf internationales Parket. Der Nachrichtenagentur Reuters sagte Finanzchef Joachim Preisig: "Wir glauben, dass Sunrise mit sehr guten Produkten unterwegs ist in einem Markt, der auch vom Preisniveau sehr attraktiv ist und wächst." Und weiter: "Sunrise hat ein Profil, das unserem sehr ähnlich ist. Das passt wunderbar zu uns."

Nachkaufoption interessant für Anleger

Neben den bereits erworbenen 23,83 Prozent sicherte sich Freenet die Option auf weitere 0,73 Prozent der Sunrise-Aktien. Diese Tatsache macht das Geschäft für CFD-Trader interessant. Wie ein Experte von CMC Markets erklärt, handelt es sich bei den Differenzkontrakten (CFD = Contract for Difference) um Spekulationen auf zukünftige Bewegungen von Marktpreisen, nicht nur bei Aktien, sondern allerlei Finanzprodukten wie beispielsweise Indizes, Staatsanleihen, Rohstoffen und Währungen.

Bei CFDs wird nicht die Aktie selbst gekauft. Stattdessen handelt es sich um eine Vereinbarung von zwei Parteien, bei dem die Wertdifferenz, beispielweise der Aktie, ausgetauscht wird. Kauft der Anleger in der Hoffnung eines Kursanstiegs zum Beispiel zu einem Aktienkurs von 17,20 Euro und verkauft er seine CFDs später zu einem Kurs von je 17,70 Euro, liegt sein Gewinn bei 0,50 Euro pro erworbenem CFD. Da es sich um ein gehebeltes Produkt handelt, können größere Werte bewegt werden, als der Trader tatsächlich hinterlegt.

Allein die Tatsache, dass sich Freenet diese Zukaufoption gesichert hat, dürfte den Aktienkurs von Sunrise auch zukünftig beflügeln. Bei den Sunrise-Aktionären kam der Einstieg jedenfalls schon mal gut an, wie der Kursverlauf zeigt. CFD-Anleger sollten deshalb verstärkt auf die Kursentwicklung von Sunrise achten, um möglicherweise auf die Kursveränderung zu wetten. Dabei sollten sie jedoch beachten, dass ihr Verlust den ursprünglich investierten Betrag auch übersteigen kann. 

Freenet will mit Transaktion Gewinn steigern

Von der Großbeteiligung an Sunrise verspricht sich Freenet einen positiven Effekt auf den Betriebsgewinn in diesem Jahr. Das EBITDA dürfte 2016 demnach um etwa zehn Prozent über den bisherigen Prognosen von knapp über 400 Millionen Euro liegen. Auf den Umsatz, für den der Vorstand ebenfalls eine Zunahme prognostizierte, soll die neue Beteiligung aber weder positive noch negative Auswirkungen haben.

Freenet entsendet Chef Christoph Vilanek und Finanzvorstand Preisig demnächst in den Verwaltungsrat von Sunrise. Erst kürzlich hat Sunrise selbst einen umfassenden Umbau der Spitze angekündigt. Demnach soll Konzernchef Libor Voncina durch Olaf Swantee ersetzt werden. Der Niederländer mit Schweizer Pass soll nach dem Börsengang im Februar 2015, mit dem der bisherige Sunrise-Eigentümer CVC Capital Partners ordentlich abkassierte, für neue Erfolge sorgen. Verwaltungsratspräsident soll der ehemalige UBS-Präsident Peter Kurer werden. Damit löst er den CVC-Partner Lorne Somerville ab, der nach dem plötzlichen Ableben von Dominik Koechlin im Sommer des vergangenen Jahres zum Interimspräsident ernannt wurde.

Die Freenet AG ist am 2. März 2007 aus der Fusion von freenet.de und Mobilcom hervorgegangen. Freenet.de wurde Ende 1999 als Internetprovider sowie Internetportal gegründet und ist als solches einer breiten Masse bekannt geworden. Trotz der jüngsten Zukäufe will Freenet seinen Investoren in diesem Jahr eine Dividende von 1,55 Euro pro Anteil ausschütten, 0,05 Euro mehr als im Vorjahr. Mit einer Rendite von 5,9 Prozent zählt das Telekommunikationsunternehmen zu den Spitzenreitern im TecDAX.