Aktien, Anleger

Euro/Dollar: Wie geht es weiter?

Der DAX zeigte sich gestern zunächst unentschlossen, fiel jedoch im weiteren Verlauf deutlicher ins Minus. Insgesamt wartet die Börse auf die Fed-Sitzung, die  kommende Woche Mittwoch (29. Juli) ansteht. Die Märkte gehen davon aus, dass im Anschluss an diese Sitzung das weitere Vorgehen der Fed deutlicher wird. Insbesondere geht es um die Frage, wann die erste Zinserhöhung in den USA zu erwarten sein wird. Viele Analysten gehen davon aus, dass es im September soweit ist. Hintergrund dieser Vermutung sind eine Reihe von guten Konjunkturdaten und erste Hinweise auf Inflationsgefahren.

Wenn es zu Zinserhöhungen kommen sollte, müsste dies mittelfristig den Dollar weiter stützen und damit den Euro (zum Dollar) schwächen. Werfen wir also einen Blick auf die Entwicklung des EUR/USD-Währungspaars:

 

Die große Abwärtsbewegung des Euro haben wir von Mitte vergangenen Jahres bis in den März dieses Jahres gesehen. Hier wurde schon eingepreist, dass die Fed sich so langsam in Richtung vorsichtige Straffung der Geldpolitik bewegt, während sich die EZB hingegen noch auf dem Weg der expansiveren Geldpolitik befindet. Denken Sie immer daran: Die Börse nimmt die Entwicklung „vorweg“ und begleitet diese nicht! Erste Zinsschritte seitens der Fed dürften damit in diesem Chart bereits eingepreist sein.

Die alles entscheidende Frage ist somit, wie der Markt die weitere Entwicklung in den kommenden Jahren beurteilt. Wird sich die Wirtschaft in der Euro-Zone weiter stabilisieren, so dass auch die EZB im kommenden Jahr aufhört, weiter expansivere Maßnahmen zu beschließen oder sogar der Fed folgt und erste straffende Maßnahmen vornimmt. Oder wird die Schere zwischen der Geldpolitik der Fed und EZB in den kommenden Jahren weiter auseinander gehen?

Wir folgen den Markt

Früher hätte ich mich sicherlich auch dazu hinreißen lassen, einige wilde Spekulationen anzustellen, was geschehen wird. Und ohne Frage kann man sich bei diesem Thema in unendlichen Diskussionen verlieren. Aber es bringt nichts. Es gibt zu viele unvorhersehbare Faktoren, die jede noch so gute Analyse sofort zunichtemachen. Glücklicherweise müssen wir aber auch gar nicht entscheiden, was geschehen wird. Wichtiger ist es als Trader, wie der Markt diese Fragen beurteilt. Danach müssen wir uns richten und dabei ist völlig egal, was wir zu diesen Themen denken.

Die groben Szenarien

Sollte sich der Euro weiter in der im Chart eingezeichneten Seitwärtsbewegung (grünes Rechteck) zwischen 1,046 und  1,144 Dollar aufhalten und das auch, wenn erste Zinsschritte der Fed erfolgen, ergibt sich folgender Hinweis: Der Markt rechnet damit, dass die EZB der Fed bald folgen wird oder dass die Fed nur extrem langsam auf Jahre kleinste Zinsschritte angeht.

Bricht der Euro aus dieser Seitwärtsbewegung nach unten aus, ist es ein Hinweis darauf, dass der Markt mit einer weitergehenden expansiven Geldpolitik der EZB oder einer zunehmend strafferen Geldpolitik der Fed rechnet. Kurz, er rechnet damit, dass die Schere zwischen Fed und EZB doch noch einige Zeit weiter auseinandergeht. In diesem Fall werden wir die Parität sehen und wahrscheinlich auch noch kurzzeitig tiefere Kurse.

Sollte der Euro jedoch in eine zweite dynamische Abwärtsbewegung übergehen, dann wird der Markt davon ausgehen, dass die Fed eine straffere Geldpolitik anstrebt und die EZB weiter auf einem dann immer expansiveren Weg bleibt.

Die Signale bestimmen das weitere Vorgehen

Sie müssen also nicht orakeln was geschieht. Sie können einfach schauen, was im Chart passiert. Und da die Devisentrader meist zu den besser informierten Kreisen gehören, können Sie entsprechende Rückschlüsse auf die Aktienindizes vornehmen. Dazu mehr in der kommenden Woche. Aber insgesamt könnte ein Blick auf den Euro und Dollar in den kommenden Monaten sehr hilfreich werden.

Und zum Schluss noch einmal die bekannte Warnung: Bei diesen Themen sollten Sie vorsichtig sein, sich von irgendwelchen eigenen Überzeugungen zu Anlageentscheidungen hinreißen zu lassen. Beobachten Sie einfach, was weiter geschieht und reagieren auf die entsprechenden Signale. Und zwar selbst dann, wenn diese sich zu Ihren Überzeugungen komplett konträr entwickeln. Man muss immer das traden, was man sieht und nicht das, was man denkt. Alles andere führt zu oft schmerzhaften Verlusten.

Viele Grüße

Ihr

Jochen Steffens

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 25.07.15 08:38 Uhr