Aktien, Anleger

Eine Verfallstagsprognose im Banne Griechenlands

Immer noch steht der DAX im Bann der Griechenlandproblematik. Wahrscheinlich wird sich bis zum Referendum am Wochenende nicht viel tun. Auch wenn bei politischen Börsen die alten Prognosemethoden nicht mehr ganz so gut funktionieren, wollen wir gestern einen Blick auf den Juli Verfallstag am 17.7.2015 werfen:

 

Zunächst fällt die große Call-Position (blau) bei 11.800 Euro auf. Das ist ein Hinweis darauf, dass der DAX auf diesem Niveau zunächst einmal gedeckelt ist. Ab der 11.000er Marke abwärts tummeln sich die Put-Positionen. Das lässt zumindest den Schluss zu, dass der DAX eine gewisse Neigung dazu haben wird, zum Verfall grob zwischen 11.000 und 11.800 Punkten zu notieren. Im Moment wäre dabei die 11.200er Marke ein vernünftiger Abrechnungskurs. Je nach Entwicklung in den kommenden Wochen könnte auch die 11.500er Marke noch in den Fokus rücken. Doch dafür brauchen wir mehr Daten. Es ist ja - wie so oft - eine sehr frühe Betrachtung.

Die Auswirkungen der Ereignisse in Griechenland haben ein höheres Gewicht

Aber ich würde diese Verfallstagsprognose zurzeit nur unter Vorbehalt in das eigene Handeln einbeziehen. Noch wissen wir nicht, wie das Referendum ausgeht und was anschließend geschieht. Ich denke, dass hier auch die Stillhalter lieber abwarten, bis die politischen Themen an Relevanz verlieren und bis dahin die üblichen Spielchen sein lassen werden. Zumindest ist es das, was wir beim Juni-Verfall sehen konnten. Und das macht auch Sinn, denn Sie haben es in der vergangenen Woche live miterleben können, wie stark der Markt auf die Nachrichten reagiert. Gegen solche Bewegungen kann sich auch ein großer Anleger nicht stemmen.

Und so bleiben wir leider weiter im Umfeld der politischen Börsen, so unbefriedigend das auch sein mag.

Wenn dann…

Immer wieder erhalte ich Mails, in denen mir vorgeworfen wird, ich würde ja immer alles einbeziehen, die Short und die Long-Seite. Ich würde mich also nicht festlegen und immer, „wenn, dann“ schreiben. So läge ich ja, egal was geschieht, richtig. Ich verstehe, dass es unbefriedigend erscheinen muss, keine klare Richtung vorgegeben zu bekommen. Doch liegt hier ein Missverständnis vor. It‘s not a bug, it’s a feature! Zudem ist es mir relativ egal, ob ich richtig liege oder nicht, es geht darum Geld zu verdienen.

Lieber der Realität ins Auge blicken

Zunächst einmal folgendes: Der Steffens Daily hebt sich eben gerade dadurch von den vielen anderen Börsenkommentatoren ab. Viele Börsenbriefe werden von überzeugten Bullen oder Bären geschrieben. Das mag immer eine gewisse Zeit funktionieren, doch dann, wenn diese Überzeugung nicht mehr zum Markt passt, wird es teuer. Ich werde Ihnen nur selten eine klare Richtung vorgeben, denn ich bin kein überzeugter Bulle und auch kein überzeugter Bär. Die Realität sieht anders aus: Sie müssen sich als Trader oder Anleger allen Szenarien offen gegenüber zeigen und dasjenige auswählen, das am wahrscheinlichsten ist.

Und wenn ich schreibe: „Wenn dies und jenes geschieht, dann wird es bullisher. Wenn jedoch dieses geschieht, wird es bearisher!“, so ist dies nichts anderes als die Realität. Ich will mich damit keineswegs davor drücken, eine klare Richtung vorzugeben. Ich will lediglich beschreiben, wie Börse funktioniert.

„Wenn, dann…“ ist sogar sehr eindeutig!

Zudem ist diese Aussage sehr eindeutig. Wenn diese Linie überwunden wird, dann ist das ein weiterer bullisher Hinweis, bedeutet nichts anderes, als dass man dann eine erste Position eröffnen kann oder eine bestehende leicht erweitern kann. Und ich lege mich doch damit oft weit im Vorfeld auf relevante Marken fest. Mehr geht fast nicht.

Ohne dieses „Wenn, dann…“ müsste ich reagieren, nachdem eine solche Marke überwunden wird. Dann würde der Satz lauten: Nachdem diese charttechnische Marke überwunden wurde, ist es nun bullisher geworden. Das mag sich auf den ersten Blick klarer anhören, dies aber im Nachhinein zu wissen, halte ich für sehr unbefriedigend.

Die beiden Seiten immer in das Traden mit einbeziehen

Und wenn ich Szenarien für beide Seiten beschreibe, in der folgenden Art und Weise: Ab XX Punkten wird es bullisher, unter XY Punkten allerdings bearisher, dann ist das quasi nichts anderes als ein Einstiegsniveau und ein Ausstiegsniveau. Und wieder beinhaltet dies eine klare Festlegung auf bestimmte Kursniveaus. Und wenn Sie den Steffens Daily länger lesen, werden Sie bemerken, wie oft ich mit diesen Festlegungen auf bestimmte Marken recht hatte.

Niemals sollten Sie vergessen, dass, so überzeugt Sie auch von einer Richtung sein sollten, jederzeit etwas geschehen kann, was diese Überzeugung als falsch dastehen lässt. Und oft genug erkennt man diese Ereignisse zunächst in den Charts, bevor dann der Hintergrund in den Medien auftaucht und zwar daran, dass eine dieser genannten Wenn-dann-Marken gebrochen wird…

Ich bleibe auf jeden Fall beim "Wenn, dann..."

Viele Grüße

Ihr

Jochen Steffens

(Quelle: www.stockstreet.de)

@ ad-hoc-news.de | 03.07.15 09:50 Uhr